Als "Ehemalige" am 25-Jahr Jubiläum des "Swiss-Alpine-Marathon" 

Grandioses Lauffest im Landwassertal 

Gehörte "früher" der "Swiss-Alpine" in mein jährliches Stamm-Programm, so war es heuer einfach eine "Blitz-Idee" (oder wie man es auch immer nennen mag), welche mich bewog, wieder mal etwas "Alpine-Luft" zu schnuppern; um es gleich vorweg zu nehmen, ich (wir Kellers) bereute meinen Ausflug ins Bünderland nicht und wir kamen a) in den Genuss eines wunderbaren - da sonnig und warm - Wochenendes und b) ebenso konnten wir fantastische sportliche Leistungen bewundern. Mein Entscheid, "nur" den C42 zu laufen, erwies sich als goldrichtig: die C42er (wie auch die K31er) starten mit den Ultraläufern des K78 um 8 Uhr in Davos. Ich erhoffte mir einen einigermassen zügigen Lauf (um die 3 1/2 Stunden), damit es mir nach dem Zieleinlauf in Tiefencastel gleich auf den 12 h 45-Zug zurück nach Davos reichen würde; Glück gehabt: alles ging wunderbar auf, wenn ich mir auch etwas klarere Beine gewünscht hätte im Ziel... So war ich dann bereits so um die 13 Uhr wieder zurück in Davos, wo ich mich nach der Dusche dann mit etwas Essbarem wieder stärken konnte. Danach gings auf die Bahn, wo ich den Einlauf der Gesamtsieger miterleben durfte. Da ich selber auch einmal das Glück hatte, als Erste ins (Eis-)Stadion zu laufen, kamen viele Erinnerungen und - 17 Jahre danach - auch Stolz hoch. Beim Einlauf von Jasmin Nunige liefs mir kalt den Rücken herunter; sie hat nun zum dritten Mal diesen "Alpine" gewonnen und ich kann nur erahnen, welche Glücksgefühle ihr dieser Einlauf ins Stadion bereitete! Ganz herzliche Gratulation an Jasmin! 
 

Ganz kurz zu meinem Lauf: Kurz vor dem Start fragte mich die Mülligerin Bianca Schödler-Huber, ob wir zusammen laufen könnte; ich freute mich über ihre Anfrage und sagte zu; jedoch merkte ich schon sehr bald, dass es mir nicht mehr so gut lief im im Mai/Juni; bereits auf der Promenade sagte ich zu Bianca, dass dieses Tempo für mich zu schnell sei und liess sie - eigentlich schweren Herzens - ziehen; ich wollte keinen Einbruch riskieren; in etwas "gemächlicherem" Tempo gings dann weiter, doch die Lockerheit fehlte völlig. Zum Glück kannte ich viele Läufer um mich herum und auch viele Zuschauer, sodass mindestens für Unterhaltung gesorgt war. Wohl durch mein verkrampftes Laufen schmerzten auch schon beim Bahnhof Monstein die Beine; trotzdem kam ich gut die Zügenschlucht durch; dort überholte ich die10-fache "Alpine"-Siegerin Birgit Lennartz, welche ebenfalls den C42 lief; ebenso gelang es mir, weitere Marathonläuferinnen zu überholen; mindestens das - und die gute Stimmung beim Bahnhof Wiesen - gab mir Auftrieb. Nach dem Bahnhof Wiesen gehts rund 3 km einen Trail hoch, ehe es dann nach Filisur runter geht; ich vermute, dass ich in diesem Aufstieg, etwas Zeit gut machen konnte, denn danach hatte ich grosse Mühe mit meinen Beinen. Doch im Wissen, dass es nach Filisur "nur" noch 11 km sind, verbot ich mir, zu gehen und schleppte mich halt mit meinen müden, ziemlich schmerzenden Beinen nach Tiefencastel. Dieser Teil (Filisur - Tiefencastel) war mir bisher unbekannt und ich muss sagen, dass es eine reizvolle Strecke ist; auch auf diesem Teil wird einem nichts geschenkt: ab km 37 gibts immer wieder kleinere Steigungen und da man ja im Bündnerland ist, ist auch für "Action" kurz vor der Zielgeraden gesorgt: man jagte uns noch rund 200 - 300m die Julier-Pass-Strasse hoch, ehe man dann "von hinten" nach Tiefencastel einbog. Kurz: als "Schnupper- oder Einsteigerlauf" kann ich diesen C42 allen empfehlen. Scheinbar kam auch Bianca nicht ganz ohne Schwäche durch; zwar ward sie von mir nicht mehr gesehen (die ehemalige Bahnläuferin lässt grüssen...) und auch im Ziel sah ich sie nicht. Jedoch ist sie gemäss Rangliste "nur" zwei Minuten vor mir klassiert. 


Der Einlauf der ersten Läufer und Läuferinnen war absolut sehenswert und das Schönste war, dass - so gut es ging - alle strahlend einliefen; selbst ehemalige (Lang-)Lauf-Koryphäen wie Gion-Andrea Bundi oder Bruno Heuberger jubelten auf der Bahn, obwohl sie keine Podestplätze erliefen; dies zeigt wohl eindrücklich, welcher Stellenwert dieser älteste Berg-Ultra auch bei ehemaligen Weltklasse-Sportlern hat (ein aktueller, notabene, gewann den K21! "Super-Dario" ist auch ohne Latten ganz schön schnell!).

Um meine Beine etwas zu lockern, spazierte ich anschliessend entlang der letzten rund 4 km bis eingangs Dischmatal retour; auch da: ausnahmslos nur strahlende Gesichter; einer dieser Strahlemänner war übrigens auch ein ehemaliger Sieger: Frisch und munter wie eh und je und mit seinem typischen "Smile"-Gesicht kam auch Peter Gschwend daher; alle Achtung vor ihm, dem mehrmaligen Sieger, dass er auch noch "Jahre danach" den K78 läuft; sein 60. Gesamtrang und der Kategoriensieg widerspiegeln seine nach wie vor gute Form! Ebenso vor Ort ein weiterer früherer "Alpine"-Sieger: der andere Peter (Camenzind)! Er bestritt den K21 (Sunniberg-Brücke Klosters - Davos) und auch er wartete mit einem Kategoriensieg auf. Und auch sein Markenzeichen (der lange, raumgreifende Berglaufschritt) hat sich in all den Jahren nicht verändert! Wenn wir schon bei den "Ehemaligen" sind: Susanne Bitzer, die Siegerin der ersten Austragung und dritte von 1993, kehrte zum Jubiläum nach Davos zurück;

Wir beide liefen von Monstein nach Wiesen zusammen. Leider musste Susanne in Bergün aufgeben; schade, ich hätte ihr ein Durchkommen - wie Peter Gschwend - gegönnt!

Die Zeit verging wie im Flug: bei strahlendem Sonnenschein, verweilte ich an meinem Platz bis kurz vor halb sieben und bekam so ziemlich alles zu Gesicht, was möglich ist: lange Dürre, kurze  weniger Dürre, Läuferinnen mit Lauf-BH's und Läufer in langen Odlos (!), dann natürlich sämtliche Schuhmarken und zig verschiedene Finisher-Shirts von A wie Antalya bis Z wie Zürich; eines - und ich kann es nicht genug betonen - war aber allen gemein: strahlende, stolze Gesichter, welche beweisen, mit welcher Freude all diese Leute unterwegs waren. Der einzige Wermutstropfen beim Zuschauen waren die ersten rund 20 Nordic-"Walker": persönlich dachte ich mir bei deren Anblick so meine Sache, als dann aber die Leute um mich herum diskutierten, ob man das nächste Mal wohl Schiedsrichter positionieren sollte, da musste ich beipflichten. Die beste Walking-Zeit auf diesen 21 km mit rund 800m Steigung sagt wohl alles über die Fairness der "Walker": 2 Stunden 19....

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Soviel wir mitbekommen haben, war alles bestens organisiert; die Startgelder bewegen sich an der Schmerzgrenze; jedoch sind die Bahnbillete inbegriffen und wer in Davos und Umgebung war, sah all die Abschrankungen, Polizisten, Helfer (ein riiiiiiesiges Dankeschön Euch allen), kurz die ganze Logistik, und das muss einfach bezahlt sein. So ist auch zu gerechtfertigen, dass im Gegensatz zu früher, noch ein Kinderlauf, ein Halbmarathon und ein "Elfer" ins Programm genommen wurden und eben, die Walker... , welche halt auch Geld einbringen. Übrigens: bereits am Sonntag um 10 h 30 erinnerte im Leichtathletik-Stadion (fast) nichts mehr an den samstäglichen Grossanlass! So schnell wurde aufgeräumt!

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Aus den LG Horn-Reihen waren nebst der Schreibenden noch Roland Ammann und Daniela Lüthi dabei (beide genossen den doch sehr exklusiven Start auf der Sunnibergbrücke... und das erst noch im selben Feld wie ein Olympiasieger). Ebenfalls dabei waren von den Jugendläufern Muriel Forster (Kategoriensieg beim K31) und ihre Geschwister Tanja und Ryo; erwähnen möchte ich - da die beiden wegen der Kinder so richtig vom Lauf-Virus befallen wurden - noch ihre Eltern Urs und Junko, welche sich ebenfalls (Originalzitat!) einen Traum erfüllten; beide liefen kurz vor und nach 11 Stunden ein. Schön, wenn durch die (LG Horn-)Freizeitbeschäftigung der Kinder, auch die Erwachsenen mitziehen... und schön, dass Forsters nicht die Ausnahme sind!

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Wurde der "Swiss-Alpine" am Anfang noch als Lauf der Verrückten angesehen, so hat er sich heutzutage seinen festen Platz im Laufsportgeschehen erobert; nach diesem Wochenende schien mir fast, dass man Werner Sonntags Buch auch umtaufen könnte... was mich zur zweitletzten Bemerkung überführt: Davos und Biel gehören zu den "Musts" eines Schweizer Langstreckenläufers, in Deutschland sind diese beiden Veranstaltungen aber Kult! 

Und zu allerletzt: wer gerne in alpinen Erinnerungen schwelgen möchte oder wer einem befreundeten Läufer ein Geschenk machen möchte, für den gibts demnächst zwei Bücher zum Thema:

1. Swissalpine - Erlebnis pur; zu bestellen unter www.peterwirz.ch/swissalpine und

2. Swissalpine - Das Buch; zu bestellen bei Heinz-Peter Römer aus Stuttgart (roemer@uni-hohenheim.de); Roemer hat sich sogar die Mühe gemacht, ALLE 25 K78er-Ranglisten im Buch aufzunehmen.

Tja, und bevor dieser Bericht zum Buch ausartet, bleibt mir nur noch die Bemerkung: Davos war wieder mal famos! 

Jacqueline Keller-Werder