So weit meine Füsse mich tragen....
(Bericht von Gaby Markofer)

Hallo zusammen 

Wege verzweigen sich in Auswege, Umwege, Irrwege, Pass-Routen oder Wandertrials!! Am Ziel jedoch solltest Du sagen können:

„ I did it my way....“

„ Ich hab meinen Weg gemacht...“

Aber vielleicht vermisst Du am Ziel etwas, nämlich der Weg zum Ziel....

Ein Ziel kann wie der Sinn im Leben sein, er ändert sich, was einmal wichtig war, ist plötzlich nicht mehr da, was Dir vorher nie aufgefallen ist, wird ein Teil deines Lebens....

Nur die im Leben nicht stehen bleiben, verstehen es zu leben...

Wer nie etwas riskiert, kann weder gewinnen noch verlieren.. 

Genug philosophiert, eigentlich möchte ich Euch kurz schildern wie’s mir am K78, dem Swissalpine Marathon ergangen ist, denn überall wo Gaby startet muss es noch etwas zum schmunzeln geben.

Am Freitag den 30.07. wird nochmals kräftig zugelangt, bei den Vorspeisen, beim Hauptgang auch das Dessert lasse ich nicht aus. Ziemlich gut genährt gehe ich ins Bett, selbst am Morgen fühle ich mich noch „gemästet“, esse mich aber „tapfer“ durch das Frühstücksbuffet, schliesslich brauche ich Reserven auf den 78.5 km über die „high montains“. Der Start ist um punkt 8.00 in Davos, kaum setzt sich der Tross von 1300 Läufer in Bewegung verspüre ich den Drang zum stillen Örtchen, kann die Zuschauerkulisse gar nicht geniessen, denn immer auf der Suche nach einem geeigneten WC, die Not so gross, dass ich einfach in ein geöffnetes Cafe eile, die geschockten Gäste sehen mich an, als ob ich etwas klauen möchte, dabei suche ich einfach nur die Toilette, im oberen Stock tönt es aus dem Office, endlich aber von geniessen keine Rede, schliesslich geht kostbare Zeit verloren und das schon kurz nach dem Start und immer mit der Gewissheit, dass die ersten „Fans“ am Ende von Davos sich schon fragen, wo den der kleine Bergfloh steckt??!! Tja, werde die Zeit einfach nachher wieder gut machen müssen, habe ja schliesslich noch ca. 75 km Zeit dazu, aber weit gefehlt - bis Filisur muss ich noch zwei weitere Male hinter Bäume, so ein „Shite“ und danach fängt die Überholerei immer wieder von neuem an, die Einen fangen schon laufstark zu meutern an und die andern interessieren sich für meine Strategie, ich habe keine Strategie nur eine super Verdauung, sorry, aber endlich ab Filisur kann ich mein Rennen laufen  - und wie, da fragen sich schon einige Läufer wo in aller Welt, ich den Bus genommen hätte, ich sehe so frisch und locker aus!  Kurz vor Bergün bei Km 40 begegne ich endlich einem bekanntem Gesicht, Daniel, ebenfalls auf dem Weg für den K78, ist kurz mein Wegbegleiter, man unterhält sich über das Befinden und verabschiedet sich mit Glückwünsche für ein gutes Gelingen. In Bergün angekommen, empfangen mich einige bekannte Gesichter mehr,  welche auf Ihren Start zum C42 oder den Teamlauf für den K78 warten und zu guter Letzt mein Betreuerteam Maya und Nadia, an dieser Stelle vielen Dank, es war Super...

Alles habt Ihr mir bereit gelegt, Handschuhe über neue Unterkleider und trockene lange Hosen, aber genommen habe ich schliesslich nur meine Regenjacke, es könnte ja noch Regen geben oder empfindlich kalt werden, gottlob weder noch, geregnet hat’s nicht, die Kälte habe ich nicht gemerkt, zuviel Euphorie ... Der Aufstieg zur Keschhütte verging wie im Fluge, der kleine Bergfloh konnte es nicht lassen und überholte, wo’s nur ging, oben angekommen verpflegte ich mich und tanzte im vorbeigehen noch ein paar Takte zur Jazzmusik, eine kleine Formation spielte speziell für uns Läufer und Publikum auf, klar etwas ungewöhnlich, dass Läufer vom K78 noch Beine haben zu Jazzrhythmen zu tanzen, tja, wer mich kennt weiss, dass meine Beine nicht mir gehorchen, wenn ich gute Musik höre, die Band war jedenfalls begeistert und begleitete mich noch einige Meter bis sie mir Glück wünschten und mich ziehen liessen. Der Panorama Trial ist meine liebste Strecke, ich finde die Natur so schön, ich konnte einige weitere Plätze gut machen, auf dem Scalettapass angekommen, schüttelt mir ein „wildfremder“ Mann die Hand und fragt nach meinem Befinden, „...ja, gut, warum...?“ endlich der Groschen ist gefallen, es ist Dr. med. Villiger der bekannte Sportarzt, welcher die Athleten checkt, ob eine Fortsetzung des Rennen möglich ist, endlich wieder Macht meiner selber, fange ich zu lachen an und sage ihm, „ So, so Sie sind also der Mann der mir in die Augen schaut!!“ Nun lacht er und meint: „Ok, Ihnen scheint’s gut zu gehen, gutes Rennen....“

Der Abstieg vom Scalettapass ist mühsam, der Nebel hat sich festgesetzt und es ist etwas kühl, endlich im Dürrboden angekommen, erwartet mich mein Bruder mit Gottenkind und mein Privatfotograph meine Schwester, alle sind begeistert und fanen lautstark, sodass inzwischen jeder im Umkreis von 100 m weiss, dass ich Gaby heisse und ein verrücktes Huhn bin...

Da ist noch ja noch ein Biker, der ich kenne, auch Silvan wünscht mir ein gutes Rennen, Fritz (K78) und Frida (K42) Sprecher sind vor und hinter mir lässt er mich wissen!

Ab Dürrboden beginnt ein neues Rennen, hat mir ein erfahrener Läufer gesagt, dass hat mich beeindruckt und ich habe mir gesagt, falls ich da noch „Beine habe“ werde ich es auch versuchen, nochmals aufzudrehen und in einen neuen Wettkampf zu steigen, tja es ging auf, es lief wie am Schnürchen, begleitet von meinem Bruder und meinem Gottenkind auf dem Bike. Auch Ihnen herzlichen Dank, es hat gut getan, obwohl ich nichts mehr essen und trinken konnte, so haben mich wenigsten nachher alle Leute gekannt....

2 Km vor Davos noch zwei bekannte Gesichter, auch Fränzi und Joe haben den Weg nach Davos unter die Räder genommen und feuern mich nochmals lautstark an, die Lautsprecher der Sportanlage sind schon zu hören. Der letzte Kilometer geniesse ich nur noch, ich winke und freue mich einfach über das nahe Ziel, es ist als ob ich das Rennen gewonnen hätte, ja ich habe gewonnen,

MEIN WETTKAMPF...

Die Krönung ist, ich zähle zu den Top Ten Women 2005 in Davos, d.h. ich habe mir den 10. Rang over all Frauen erlaufen, mehr als ich mir je ausgedacht habe, mit einer Zeit von 8 std. 32 min. 

Meine Füsse haben mich weit getragen,

mein Wille hat mich ans Ziel gebracht,

mein Umfeld hat an mich geglaubt... 

Vielen Dank an alle die nach Davos kamen, ....an alle die mir die Daumen gedrückt haben, oder an alle die einfach an mich gedacht haben, ohne euch hätte es nur halb so viel Spass gemacht, Vielen Dank.

Ich möchte allen gratulieren, die in Davos an den Start gegangen sind, sei es für den K21, K28, C42, K42 oder K78 inkl. Team, alle sind wieder gesund ans Ziel gekommen, oder fast alle, sorry Eddie, ich hoffe Du kannst mittlerweile wieder besser laufen...

Übrigens habe ich 2 Logiernächte inkl. Frühstücksbuffet und Wellness Benützung im Sheraton Hotel von Davos gewonnen, ich würde sagen, nicht schlecht, oder....

Alles was in dieser Saison noch läuft, ist für mich geschenkt, d.h. mein Training ist reduziert und ich versuche meine Form noch etwas zu erhalten für den Jungfraujochmarathon am 10. September.

Vielleicht kreuzen sich unsere Wege da oder vorher bei einem gemütlichen Schwatz und Kaffee... 

See you and take care

GABY