I did it again…..
Bericht von Gaby Merkofer zum Swiss Alpine Marathon 2011

Der Wetterbericht machte mich bereits im Vorfeld nervös, „er" wollte einfach keine genauen Prognosen abgeben. Was soll ich nur mitnehmen nach Davos? Der halbe Koffer war bereits wieder reserviert für die Laufsachen, da kann man glatt froh sein, dass das „kleine Schwarze" schnell irgendwo Platz hat. Die Vorfreude auf den Swissalpine liess die Wetterprognosen im „Regen" stehen und überwiegten ganz klar.

Ich reiste wie immer mit dem Zug an, man konnte sich so wunderbar auf den Event einstimmen, ab Landquart stiegen nach und nach die „Swissalpiner" dazu, man schielte verstollen auf das Zugsticket, welches uns als „Starter" outete. Ahh, mein gegenüber scheint mir noch nervöser als ich. – Eigentlich komisch, obwohl ich das siebte Jahr in Serie starte, ist und bleibt der K78 jedes Mal ein grosses Erlebnis, nicht zu vergessen, dass die Familie Tuffli (Organisatoren des Swissalpine) mit einer geänderten „neu-alte Streckenführung" über den Sertigpass aufwartete, d.h. ein „paar" Höhen- und Kilometer mehr. Also habe ich allen Grund ein flaues Gefühl im Magen zu haben;)) UND, ja genau, Gaby musste auch noch am Aegeriseelauf starten und handelte sich doch glatt noch eine Muskelverspannung ein.

Endlich im Hotel, wie immer im Pöschtli, sensationell organisiert von Walti! Wer wohl sonst noch nach Davos gereist ist?? Pahh ich habe ein geniales Zimmer, so gross, dass ich glatt noch den Weinkeller suchte ;)).

Die Startnummer müssen wir im Kongresszentrum holen …….oder doch in der Sportarena? Mann, Gaby deine Vorbereitungen lassen zu wünschen übrig! Endlich, alles gefasst und im vorbeihuschen noch 2 Paar Laufschuhe gekauft, so läuft das! Der krönende Abschluss - natürlich eine grosse Tasse Kaffee im Kaffeeklatsch! Die mentale Vorbereitung kann nicht besser laufen ;)).

Zum Abendessen treffen wir uns eine halbe Stunde früher und das nur wegen den „Blinden und den Lahmen". Die Erklärung nachfolgend…. Der Start wurde auf 7.00 vorverlegt, d.h. eine Stunde früher aufstehen, so früüüüühhhhh, und das alles nur, dass wir um 5.00 beim Frühstück sitzen können, damit die Verdauung noch „Zeit" hat zu wirken, natürlich funktioniert dass bei mir sowieso nicht, aber egal;).

Beim Abendessen wird über die neue Stecke philosophiert und den „Green Hörner" (Fränzi, ahoi) werden noch gute Ratschläge erteilt. Die Nacht viel zu kurz weil : 1. Eine Stunde weniger Schlaf infolge Früh-Start und 2. „sehr wenig Schlaf" infolge TV im Zimmer mit Sicht vom Bett auf den Bildschirm. Very big smile!

Natürlich ist der Wecker gnadenlos und kennt kein Erbarmen. Das Frühstück empfinde ich jedes Mal als „Henkersmahlzeit", die ich aber dennoch geniesse. Punkt 5.50 bin ich wieder im Zimmer und mache mich bereit für den Lauf, Entscheidung gefallen: Lang, Lang d.h. oben und unten warm, sogar mit Handschuhen, NEIN ohne Wollkappe. Es bleibt immer noch genügend Zeit um einzulaufen - in der Hoffnung der Verdauung ein „Schnippchen" zu schlagen! Die Verdauung konnte ich nicht überlisten, dafür kam mir noch die glorreiche Idee -> Rolf zu nötigen, mir ein Tape auf den linken hinteren Oberschenkel zu kleben wegen der Muskelverspannung. Vielen Dank an dieser Stelle, aber auch an Fabian, welcher mich mit „Strom" auf „Vorder-Frau" gebracht hat ;) (Dank sei CEFAR).

Im Startgelände ertönt um 6.57 Uhr „conquest of paradise" aus den Lautsprechern, phhaa wie jedes Jahr Hühnerhautfeeling puur, noch ca. 3 Minuten und die Masse setzt sich in Bewegung.

 

Ich geniesse die Atmosphäre und die Zuschauer, welche uns Läufer unermüdlich anfeuern. Schnell sind wir aus Davos heraus. Bald sehe ich ein bekanntes Gesicht, d.h. Rücken, da läuft nicht unweit von mir Dani Fäh. KM 10 und Gaby entschliesst sich wohl oder übel für den ersten „Biessli-Halt" die Lage bietet sich geradezu an, hinter einem Schuppen „lässt" es sich gut erledigen. Jetzt nur nicht den Anschluss verpassen, einfach so lange Gas geben, bis ich Dani wieder eingeholt habe, so lautet meine Devise im Moment. Moonstein, Zügenschlucht und siehe da geschafft, ich bin wieder in „Reichweite". In Filisur verabschieden sich die Läufer vom C30, der schnelle Reini ist auch bereits im Ziel und feuert uns lautstark an, Marianne und Walti stehen ihm nichts nach, genial so lässt es sich leben. Nach Spreda ist der nächste „Halt" unvermeidbar, shit, hätte gerade so einen guten Rhythmus, ok, ok was sein muss, muss sein. Wieder hinter das Gebüsch. Klar habe ich mir meine „Position" wieder gemerkt (Dani, ahoi).

Vor Bergün mussten wir schon gehörig den Berg hinauf, um wieder gehörig den Berg hinunter zu laufen ;)), die neue Streckenführung, liess nichts „anbrennen".

Müde, aber glücklich träume ich vom „Inferno" in Interlaken, welcher ich in drei Wochen, „unter die Räder und Füsse" nehmen werde.

Ich möchte mich bei allen „Daumen-Drücker", Supporter und Zuschauer herzlich bedanken. Den Finisher vom Swissalpine (alle Strecken) gratuliere ich nochmals recht herzlich. Liebe Fränzi und Familie es hat mega Spass gemacht, seid ihr dabei gewesen. Wäre cool ihr kommt das nächste Jahr wieder;)).

In Bergün angelangt gibt es einen Zwischenhalt, mein deponierter Sack hatte so einige „Überraschungen" bereit, einen Gummiforsch mit einem weissen Bauch, hmmm so lecker, einen frischen Kaugummi und einen Winforce Gel, so das sollte reichen für den Sertigpass ;)). Nun fing der „Berglauf" an, über die Keschhütte, Sertigpass ins Sertigdörfli, dazwischen war noch Hagel und so richtig schön Regen. Die schönen Almblumen und das Bergseeli habe ich, trotz Morast und steilem Anstieg auf die Passhöhe, gesehen und genossen. Meine Form liess mich wirklich keinen Moment im Stich, meine Beine „liefen" in Bestform auf und „liessen" so manchen Läufer hinter sich. Auf dem Sertigpass konnte ich noch ein bekanntes Gesicht ausmachen, da stand Marco Jäger, wie ein „Irländer" im Nebel, wusste nicht wer ich mehr bemitleiden musste, mich oder ihn. Schliesslich war es alles andere als angenehmes Wetter, geschweige von den Temperaturen. Kurz vor dem Abstieg schoss einer wie wild Fotos - von mir aus - dieses werde ich bestimmt nicht bestellen, sehe bestimmt aus wie eine „begossene Pudeldame".

Der Abstieg verlangte äusserste Konzentration, es war steil, rutschig, kalt und nass, jetzt nur nicht umfallen. Meine Devise hiess, nicht überholen, aber bei den „Leuten" bleiben, nicht abhängen, aber nichts riskieren. Endlich der Singeltrail ist geschafft, es folgt eine breitere Schotterpiste übersäht mir „Kühpfläder", tja wir sind in der Natur, mit dem Regen gab das ein „guter Mix" - Naturpuur, nichts desto trotz der Weg erlaubte ein höheres Tempo. Ja gibt’s denn so was, da vorne ist Terri, die Zirkusprinzessin und Freundin vom „unter 3Std. Marathonläufer" Christian, am Wegrand, bin ich soo schnell unterwegs? Nein, Terri war einfach noch auf der Strecke am Schwatzen und das beim strömenden Regen, super sie freut sich und ich freue mich auch, schnell wird gecheckt ob ich etwas brauche und wie es geht, es läuft genial und ich bin mit allem bedient. Ein kurzes Stück begleitet sich mich, aber bald bin ich ihr zu schnell.

Tschüüüss und vielen Dank für die Motivationsworte: „ Du bist eine Powerfrau", von dem lebt „Frau" wieder eine Weile ;)).

Vor dem Sertigdörfli muss man zusehen, dass man nicht die Turnschuhe im Schlamm versenkt und auf Schusters Rappen nach Davos zurückkehren muss;) Endlich es gibt Cola und es sind nur noch gut 15km bis Davos – meine Beine ein Gedicht ;)). Ich sporne mich nochmals zu Höchstleistungen an, es beginnt ein „neues Rennen". Meine Pace ist gleichmässig und ich fühle mich einfach gut, die Strecke ist coupiert und ich kann mich sogar etwas erholen. Ein weiterer „Halt" ist auch diesmal

unverzichtbar, eine Holzbeige bietet den idealen Schutz. Schnell, schnell Davos ruft. Nach einer Rampe tauchen wieder bekannte Gesichter auf, Marianne und Fans spornen nochmals so richtig an, es ist nicht mehr weit und von weitem hört man bereits die Lautsprecher von Davos. Das Läufer-Herz schlägt und hüpft zugleich, das mentale Einlaufen in die Arena von Davos kann beginnen. Es ist „der Kick" der süchtig macht, eine gefüllte Arena, die Dir erlaubt für ein paar Minuten ein Star zu sein. Es bleiben noch 2 Km, ich geniesse es und kann noch so richtig aufdrehen, das Station kommt näher und die Zuschauerreihen werden dichter, unaufhaltsam geht es dem Ziel entgegen.

Es schreit und toppt - die Arena lebt, es ist einmal mehr genial, ich lasse mich feiern und ich kämpfe jedes Mal mit besonderen Emotionen, diese Gefühl lässt mich Jahr für Jahr am Swissalpine teilnehmen, es ist ein Gefühl das vom ersten Augenblick faszinierte und Suchtpotential hat. Es ist geschafft, der K78 Swissalpine 2011 gehört zur Geschichte und ist unter Kategorie sehr streng abzulegen.

Die Höhenmeter muss man sich verdienen und die Kilometer sind hart erkämpft! Ich bekomme eine Medaille umgehängt und das diesjährige Finisher-Shirt ist 1. Sahne. Ich habe den 21. Rang von 210 Frauen belegt, ein Resultat auf welches ich stolz bin. Was gibt es schöneres, als ein Wettkampf zu finishen und noch einen super Rang zu „errennen", Sportlerlohn puur.

Die letzen Höhenmeter erklimme ich, um ins Hotel zu gelangen, eine Dusche zu nehmen und das 1. Mal Zeit zu haben, um sich im Kaffeeklatsch „eine ordentliche Tasse" Kaffee zu gönnen, den Blinden und den Lahmen und natürlich meinen Beinen, sei Dank.

Beim Abendessen geht der Gesprächsstoff nicht so schnell aus, jeder hat was zu erzählen, sei es als Teilnehmer oder als Zuschauer.


Anmerkung von RUN4FUN.CH:
Gaby beendete der Swiss Alpi
ne Marathon in 09:07:07 als 21. Frau und als 8. ihrer Altersklasse. Herzliche Gratulation