Verzicht Swiss Juramarathon von Genf nach Basel
Bericht von Daniel Fäh
 

Am letzten Donnerstag 1.7.04, habe ich mich schweren Herzens entschieden, nicht am Swiss Juramarathon teilzunehmen. Das ganze hat nichts mit der Absage von Housi zu tun, obwohl wahrscheinlich einige so denken. Ich bin schon viele Marathons und Ultramarathons gelaufen, meistens auch alleine! Von da her brauche ich niemandem was zu beweisen. Ich laufe nur für mich. Trotzdem habe ich halt den Ergeiz und den Anspruch an mich, gute Zeiten zu laufen, was mir auch schon sehr oft gelungen ist. Natürlich gibt es auch Rückschlage und schlechtere Resultate. Das passiert allen Läufern, nicht nur mir.

Letzten Sommer als meine Trennung mit Beatrice beschlossene Sache war, ging es sportlich sehr schnell wieder aufwärts. Ich hatte einen guten Sommer und Frühherbst, mit sehr guten Resultaten. Leider kam dann, als ich mich in Hochform fühlte meine Blinddarmoperation. Nach meiner OP im Herbst fühlte ich mich eigentlich so gut wie noch nie. Ich konnte mein Training wieder aufnehmen und hatte das Gefühl, überhaupt nichts eingebüsst zu haben. Ich fühlte mich sogar stärker als je zuvor. Ob ich dabei zu früh forcierte ist eine Hypothese. Jedenfalls hatte ich von den Ärzten grünes Licht um wieder zu trainieren. Ich hatte auch keinerlei Beschwerden bei den Trainings. Beim Silvesterlauf gelang mir sogar 6 Wochen nach meiner OP meine zweitbeste je gelaufene Zeit, was mich natürlich sehr freute.

Meine Vorbereitung auf den Zürichmarathon war bis Ende Februar optimal. Ich war noch nie so früh in so guter Verfassung. Doch während dieser Zeit hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass mit meiner Operationsnarbe etwas nicht stimmt Verdauungsstörungen plagen mich immer wieder, mal heftiger, mal gar nicht.

Anfangs März fingen wie aus heiterem Himmel meine sportlichen Probleme an. Zuerst blockierte mein Sakralgelenk in den Lendengegend wieder, was mir ja auch schon im Frühjahr 2003 passierte. Zur gleichen Zeit bekam ich oberhalb der Adduktoren links Schmerzen. Man nennt diesen Muskel Iliopsoas. Es plagte mich eine starke Verhärtung. Danach ergab sich eine Spannung, die ich bis heute nicht mehr loskriege und ein Dehnen links verunmöglicht. Ich versuchte zuerst mit Salben etc. alles alleine in den Griff zu bekommen. Die Zeit schien mir wegzulaufen. Danach bekam ich auch noch grosse Wadenprobleme rechts. Das Wadenproblem ist aber seit dem Zürichmarathon weg und hinderte mich beim trainieren nicht mehr. Ab Anfangs März konnte ich bis heute kein konstantes, regelmassiges Training durchführen. Immer wieder wechselten Hochs und Tiefs sich ab. Vor allem brauchte ich nach jedem Training wieder ungewohnt Pausen, da ich mich langsamer erholte als sonst üblich.

Seit März fühlte ich mich einfach nicht mehr 100% Fit Ich selber Stufe bei ca. 70 - 80 % ein. Das mir dann beim Zürichmarathon, so eine gute Zeit 3 Std 22 Min. gelang, obwohl ich nicht 100% fit am Start war, bleibt mir bis heute ein Rätsel Ich bin die ganze Zeit bis heute sehr viel nur mit dem Kopf gelaufen und habe es versucht zu erzwingen. Was mir auch einige male leider gelungen ist. Warum sage ich leider! Im nachhinein betrachte ich es als schlecht, dass mir einige starken Resultate gelungen sind. ( Zürichmarathon, Schluchseelauf, Flughafenlauf etc.) So hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass alles doch aufgeht auch wenn ich nicht 100% fit bin. Vor dem Trainingslager in Auer begab ich mich endlich in ärztlicher Behandlung. In der Sportclinic gab man mir fürs Trainingslager grünes Licht und meinte ich solle normal trainieren und Vollgas geben. Es sei nicht schlimmes und Verschlechtern könnte es sich nicht. Mit Physioterapie kriege man das schnell wieder in Griff.. Also habe ich im Trainingslager voll mitgemacht. Doch habe ich es nur mit dem Kopf durchgezogen. Ich hatte jeden Tag Schmerzen, konnte sie aber mental verdrängen. Nachdem wir von Auer zurück waren fing ich mit der Physioterapie an. Ich sprach darauf zuerst gut an und es ging mir einige Zeit auch wieder besser. Dabei forcierte ich auch mein Training, da mir wieder die Zeit davonlief für Genf-Basel

Ich hatte einige gute Trainings in grossem Umfang mit Christian Schmid absolviert. Obwohl ich für den Juramarathon meine Zweifel hatte, ob ich so eine Woche durchstehen kann. Aber im Kopf war ich zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr stark und mental auf der Höhe. Ich war mir sicher dass ich wenn mein Kopf es will, ich mich durchbeissen kann. Da ich ja wusste, dass ich im Kopf sehr stak bin, wenn ich etwas ereichen will. Dann kam der LGT Alpin Marathon. Ich wusste schon beim Start, dass es schwierig wird einen guten Marathon zulaufen. Ich hatte 2 Wochen vor dem LGT grosse Umfange mit langen Läufen absolviert. Da ich aber mehr Erholung brauchte als sonst, war ich beim Start müde und hatte schwere Beine. Doch ich wollte mich beim LGT auch Testen im Hinblick auf den Juramarathon. Ich hatte grosse Probleme ab km21 - km 33. Keine Kraft in den Beinen, Schüttelfrost, ich hatte sehr kalt und einfach keine Energie in dieser Phase. Zuwenig gegessen? Energieverlust wegen der Kalte? Ich weiss es nicht. Doch mein Kopf war stark und mental war ich so gut drauf, dass ab km.33 die Kraft zurückkam und ich mich schlagartig erholte. Doch auch das bleibt mir ein Rätsel warum es auf einmal wieder ging. Die Zeit war für mich aber enttäuschend. Zweifel kamen natürlich sofort wieder auf.

2 Wochen nach dem LGT war ich auf dem Tiefpunkt angelangt. Ich hatte 14 Tage keine Physioterapie, weil meine Therapeutin in den Ferien war und sie der Meinung war, eine Pause einzulegen um zu sehen wie ich darauf reagiere. Meine Schmerzen wurden dadurch wieder grösser. Meine Unsicherheit für Genf- Basel wuchs natürlich wieder mehr an. Dr. Jungen meinte, man könnte es noch mit Akupunktur probieren. Doch die Zeit schien davonzulaufen und langsam nervte mich das ganze sehr. Ich merkte wie es in meinem Kopf langsam auch nicht mehr stimmte. Das alles machte mir jetzt wirklich zu schaffen. Ich versuchte am Klöntalerseelauf meine mentale Starke zurückzuholen und einen neuen Reiz zu setzten. Der Lauf gelang mir zwar äusserst gut. Aber ich war wieder sehr erschöpft danach, obwohl es nur 13km waren und flach.

1Woche vor dem Juramarathonstart war man endlich bereit, es mit einer Arnikainjektion auf Naturbasis zu probieren. Das alles hätte jedoch viel früher geschehen müssen Ich bin wie Housi von der Sportclinic etwas enttäuscht. Warum wartet man solange zu und probiert nicht schon von Anfang an alle Mittel aus. Ein MRI ist für nächste Woche geplant. Hätte eigentlich auch schon lange geschehen können. Aber wenn man halt keinen Prominenten Namen besitzt, geht alles viel länger. Jetzt sind sie auf einmal bereit, wie sie selber sagen, mich wie ein Spitzensportler zu behandeln. Warum eigentlich nicht von Anfang an? Das MRI soll Klarheit schaffen ob mein ganzes Becken links stark entzündet ist, oder es  ein Rückenproblem ist. (Wirbelgleiten)

Der Grund schlussendlich auf Genf- Basel zu verzichten war ein Vernunftsentscheid, auch wenn er schwer gefallen ist. Einen oder zwei Marathons kann ich durchbeissen, auch wenn ich nicht 100% fit bin. Aber 7 Marathons jeden Tag, dass geht einfach nicht.

Es wurde mir nach dem LGT immer klarer, dass es nicht gehen wird und ich spätestens nach 3 Tagen aufgeben müsste. Nicht nur meine Verletzung waren am Schluss ausschlaggebend. Ich verlor beim LGT auch sehr viel Substanz und konnte mich danach nie mehr so richtig erholen. Ich war wie ausgebrannt. Momentan ist jedes stündige Training eine Qual. Ich fühle mich müde, schlapp und sehr erschöpft. Mein Kopf Mein Kopf hat seit dem letzten Mittwoch nach dem SSC- Training, dass mich wieder Total erschöpfte abgeschaltet und ist nun auch nicht mehr in der Lage Leistung abzurufen. Darum viel mein Verzichtsentscheid am Donnerstag 1.7.04. Es geht nun einfach auch von mentaler Seite nichts mehr. Nur mit 70% körperlicher Verfassung und ohne jegliche mentale Kraft im Kopf läuft man kein Swiss Juramarathon.

Seit März musste ich mental mit meinem Kopf so hart arbeiten, dass ich alles durchstehen konnte. Doch jetzt scheint meine mentale Kraft am Ende zu sein. So einen Einbruch innerhalb 2 Wochen habe ich bei mir noch nie erlebt. Mir ist nun klar geworden, dass man so was einige Zeit durchstehen kann, doch auf Dauer geht das nicht. Jetzt ist der Moment gekommen wo Körper und Kopf nicht mehr mitmacht und ich mich in einem Riesenloch befinde. Ich habe bis zuletzt gehofft, dass der Kopf erst nach dem Juramarathon schlapp macht. Doch vielleicht ist es auch gut so. Wer weiss, was ich für Schäden davongetragen hätte, wenn ich versucht hätte mich mit Gewalt durchzubeissen.

Ich werde nun versuchen meine gesundheitlichen Probleme in den Griff zu bekommen und alles gründlich abzuklären. Auch mit meiner Operationsnarbe scheint immer noch etwas nicht zu stimmen. Dieses Gefühl habe ich immer noch. Habe nur nie darüber gesprochen, weil ich auch Angst habe das mit meinem Körper mehrere Sachen nicht stimmen. Auch diese Probleme werde ich ärztlich abklären. So das ich wieder einen klaren Kopf kriege. Es kann ja nicht sein, das man nach einem lockeren, stündigem Training (5:30 km Schnitt) so erschöpft ist und einem alles weh tut, als hätte man einen Marathon gelaufen und wieder 2 Ruhetage einlegen muss. Doch so sieht es bei mir momentan aus.

Ob ich am Swiss Alpine starte weiss ich heute noch nicht. Ich will mich nicht mehr unter Druck setzten und nehme es wie es kommt. Doch wenn ich in den nächsten 3 Wochen keine gesundheitliche Fortschritte mache, hat ein Start keinen Sinn. Dann werde ich auch nicht starten. Wenn es aber bis zum Swiss Alpine reichen sollte würde ich mich sehr freuen. Falls nicht, hoffe ich jedoch bis zum Jungfraumarathon wieder fit zu sein.

Ich habe diesen Bericht geschrieben um auch meine Enttäuschung zu verarbeiten. Es hat mir gut getan dies alles aufzuschreiben. Vielleicht hilft dieser Bericht auch anderen Läufern oder Läuferrinnen die sich in einer ähnlichen Situation Befinden oder in eine ähnliche Situation kommen. Schluss.