Mein 2. Zürich – Marathon Bericht von Daniel Fäh
Auf dem Weg zurück
Vorgeschichte
Das letzte Jahr 2004 hatte ich immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Es gelang mir zwar ein guter Jungfraumarathon und im November eine sehr gute Zeit am Frauenfelder Marathon. Ansonsten war meine Laufsaison durchzogen und nicht sehr erfolgreich. Mit meinem linken Gesäss und dem Iliosakralgelenk hatte ich grosse Probleme. Meine Vorbereitung auf den Zürich - Marathon war anfangs Jahr auch etwas vom Pech verfolgt. Ich wollte eigentlich im Januar sofort mit der Proloterapie beginnen, um mein Iliosakralgelenk zu stärken und zu festigen, damit ich endlich meine Probleme im linken Gesäss in den Griff bekomme. Leider wurde dann das Gelenk wieder blockiert und ich brauchte wieder eine Kortisonspritze. Darum mussten wir die Proloterapie verschieben. Danach war mein Arzt Michi Wawroschek von der Sportclinic als Teamarzt an der WM in Obersdorf engagiert und so verzögerte sich alles nochmals. Wir haben dann am 2 März 2005 mit dem Spritzen - Schmerzterapie begonnen. Wöchentlich kriege eine Zuckerlösungsspritze ( Glucose) beidseits ins Iliosakralgelenk. Es kann starke Schmerzen auslösen, dass heisst man will sie sogar provozieren. Nicht alle Patienten reagieren gleich auf diese Therapie. Bei mir waren die Schmerzen bis jetzt zum Glück nicht sonderlich gross. Die Therapie scheint bei mir momentan sehr erfolgreich zu sein. Die Probleme verschwinden zwar nicht sofort. Es kann bis zu 6 Monaten vergehen bis eine vollständige Genesung gelingt. Aber der Versuch ist es sicher Wert. Bei mir sind die Fortschritte sehr gross und darum glauben wir auf dem richtigen Weg zu sein. Doch eine Garantie gibt es nicht. Seit Therapiebeginn konnte ich sofort viel grössere Umfänge trainieren, wie schon seit Jahren nicht mehr. Leider habe ich aber im Januar bis Mitte Februar zuwenig trainiert. Einerseits hatte ich halt immer wieder Probleme und Schmerzen. Anderseits fehlte mir die Motivation bei diesem kalten Winter. Da bin ich selber schuld. Ich trainiere halt nicht gern bei Wind und Kälte. Ich liebe die Wärme. Somit habe ich halt öfters mein Training, mehrheitlich bis März im Aktiv Fitness in Horgen, vor allem auf dem Laufband in der Wärme absolviert. Seit März, als wir mit der Proloterapie begonnen haben, lief es ausgezeichnet. Es ist wie Tag und Nacht gegen früher. Auf einmal kann ich wieder härtere Intervalle durchführen, was letztes Jahr unmöglich war. Die Intensität konnte ich auch sofort steigern, verdoppeln ohne muskuläre Probleme zu kriegen. Ich wurde dabei auch nie müde. Die ersten 4 Wochen im März konnte ich wöchentliche Einheiten von 90 km / 75km/ 85km/65km durchführen. Das alles lief auf einmal so einfach ab. Die Erholung vor dem Zürich- Marathon war somit aber etwas knapp, aber ich verspürte Kraft, Energie und hatte ein sehr gutes Gefühl wie schon lange nicht mehr. Die einzige Unsicherheit, wo mich plagte war, wie ich den Marathon auf den letzten 10km. verkraften werde, da ich nur gerade 3 Long Joggs absolvierte. Das ist ein bisschen wenig. Ich habe zwar im Aktiv Fitness im Horgen auch längere Einheiten trainiert, auch Alternative Sachen. Meistens bestand ein solches Training aus: 20min. Rudern, 20min. Velofahren, 60min. Laufband und anschliessend noch 30min. Krafttraining für den Oberkörper. Solche Trainings habe ich sicher 8 - 10 durchgeführt. Nur war ich halt nur immer 60min. am laufen.
Wettkampftag
Ich habe meinen Wecker auf 5:00 Uhr gestellt. Ich stehe vor einem Marathon immer so früh auf, weil ich mein Frühstück ganz verdauen will, da der Start ja schon um 8:30 beginnt. Ich habe gut geschlafen und fühle mich gut. Mit Housi habe ich in Wollishofen beim Coop Parkplatz um 7:15 Uhr abgemacht. Meine Laufkleider habe ich schon am Vorabend bereit gelegt. Ich will alles mit der Ruhe nehmen, ohne Hektik, was mir heute gut gelingt. Auch meine Nervosität halt sich in Grenzen. Ich erledige alles in Ruhe und mache auch nochmals mentales Training mit meiner CD. Ich brauche das einfach. Es gibt mir innere Sicherheit. Ich entscheide mich, dass ich den Marathon mit Handschuhen beginnen werde, da es am morgen noch recht frisch und kühl sein wird. Da ich an meinen Händen sehr empfindlich bin, will ich mit warmen Händen beginnen. Mit Housi laufe ich nun, es ist 7;20 Uhr vom Coop Parkplatz in Wollishofen zum Start. So sind wir schon etwas eingelaufen. Auf der Landiwiese drehen wir einige Runden. man trifft auf bekannte Gesichter und wünscht sich gegenseitig einen erfolgreichen Lauf. ca. 20 Minuten vor dem Start geben wir unser Gepäck ab. Langsam begeben wir uns in den Startsektor. Ich wünsche Housi einen guten Lauf. Der Start wird bald erfolgen. Noch 5 Minuten tönt es aus dem Platzspeaker. Nun wird meine Nervosität grosser, was aber bei mir immer so ist. 8:30 Uhr, der Startschuss ist erfolgt, der Marathon kann beginnen. Am Anfang ist es wie immer schwierig, sofort den Rhythmus zu finden. Doch ich finde meinen Rhythmus recht schnell und versuche sofort mein Marathontempo zu laufen, was mir sehr gut gelingt. Die Stimmung beim Opernhaus ist schon riesig. Ich sehe dort Regi und Marianne stehen und übergebe Regi meine Handschuhe. Es ist nicht so kalt und es sollte ohne gehen. Nun befinde ich mich schon bei km. 5. Ein kurzer Blick auf meine Uhr zeigt 20:54 an. Das ist etwas zu schnell denke ich. Ich fühle mich aber sehr gut. Jetzt befinde ich mich in Küsnacht. Die Stimmung am Strassenrand ist einmalig. Die vielen Zuschauer jubeln einem zu. Es herrscht eine schöne Atmosphäre. Kurz vor Erlenbach passiere ich km. 10 in 43:54. Ich glaube mein Tempo ist nun in Ordnung. Vielleicht immer noch eine Spur zu schnell? Ich rufe mein mentales Training ab. Dani, das ist dein Tag, du bist in Topform, weiter so! Hier in Erlenbach ist die Stimmung auch gewaltig. Da ich mein Vereinsleibchen vom SSC anhabe, rufen viele Zuschauer, Hop SSC! Das tut einem gut. Überhaupt ist der Zürich- Marathon wie ein Heimspiel. Viele bekannte Gesichter ob vom SSC oder von der Laufgruppe Walti, stehen am Strassenrand und unterstützen und fiebern mit uns mit. Es läuft wie am Schnürchen und ich habe wirklich ein gutes Gefühl. Jetzt passiere ich Herrliberg. Es läuft Super! Nun bin ich in Feldmeilen und die Spitztenläufer mit Viktor Röthlin sind schon auf dem Rückweg. Ich laufe nun absichtlich links, damit ich einige Läufer erkennen kann. Auch Peter Gschwend befindet sich schon auf dem Rückweg. Er ist schnell unterwegs. Nun sehe ich Marco Jäger, der sehr schnell unterwegs ist denke ich. Kurz vor Meilen ist km.15 erreicht. Es geht mir immer noch sehr gut. Jetzt befinde ich mich in Meilen. Hier ist die Stimmung so gewaltig und riesig, dass ich wirklich feuchte Augen kriege. Am Strassenrand steht Melanie. Sie schreit und kreischt, jubelt mir zu. So schön. Das tut meiner Seele gut und gibt unheimlich auftrieb. Durch die gewaltige Stimmung ist es schwierig nicht schneller zu laufen. Mein Tempo nimmt automatisch zu, obwohl ich das eigentlich nicht will. Nun befinde auch ich mich auf dem langen Rückweg nach Zürich und geniesse die gute Stimmung. Ich laufe wieder links. Ich motiviere mich so, weil ich weiss, dass die vielen Läufer, die auf der Gegenseite immer noch Richtung Meilen unterwegs sind. Nach Herrliberg, wo ich mich nun befinde ist km. 20 erreicht. Es läuft immer noch Super! Schon passiere ich die Halbmarathondistanz in 1:34.57. Ich bin wirklich etwas schnell unterwegs. Ich weiss, das ich dieses Tempo nicht so weiter gehen darf. Nun kurz vor Küsnacht merke ich das erste Mal ein leichtes ziehen in meinen Oberschenkeln. Ich werde von Habi und von Stefan vom SSC überholt. Ich laufe nun hinter Stefan durch Küsnacht. Hier herrscht wieder eine gewaltige Stimmung. Am Strassenrand stehen Regi, Marianne und Micheline und rufen einem zu. Das Tempo von Stefan ist jetzt aber für mich zu schnell. Ich versuche nun einfach mein Rhythmus zu laufen. Auf der Höhe von Zollikon merke ich, dass meine Beine schwerer werden. Es geht mir aber gut und meine mentale Verfassung ist stark und positiv. Hier im Tiefenbrunnen nimmt die Stimmung am Strassenrand wieder zu. Ich befinde mich jetzt bei km. 28 anfangs Dufourstrasse. Ich merke nun eine leichte Krise aufkommen, Ich versuche mental dagegen zu halten und positiv zu bleiben. Dani, Weiter so, Aufwärts streben, Leistung zeigen. Nun laufe ich das erste Mal am Opernhaus vorbei und muss nochmals Richtung Tiefenbrunnen. Ich kämpfe nun sehr gegen meine Krise. Dani, bleib ruhig, lauf weiter, weiter geht’s, Vorwärts, lets go! Jetzt laufe ich das 2 mal am Opernhaus vorbei, Richtung Bellevue. Meine Krise ist nicht mehr so stark. Ich kann wieder schneller rennen. Die Kraft scheint zurück zu kommen. Für wie lange? Jetzt liegen noch 8 harte km. vor mir. Doch da müssen alle durch. Beim Odeon stehen mein Mami, Heidi, Sandra und Michelle und rufen mir zu. Dasa tut wieder gut. Schon laufe ich das Limmatquai runter. Bevor ich auf die Uraniabrücke biege, jubelt mir Cinzia zu. Sie ruft, du siehst gut aus. Ich bedanke mich und muss etwas schmunzeln, denn ich fühle mich jetzt eigentlich nicht so. Aber egal. Dani, Weiter so, Lets go. Nun befinde ich mich in der Löwenstrasse km. 35. Auf der rechten Seite stehen Papi, Anita, Carmen und Stefan und jubeln mir zu. Mein Vater ruft, zieh nochmals zieh. Das gibt einem wieder einen Kick und ich kann mein Tempo für kurze Zeit nochmals erhöhen. Jetzt schmerzen meine Oberschenkel sehr. Doch da muss ich nun einfach durch. Es geht allen gleich. Viele Zuschauer vom SSC jubeln einem zu. Es ist wirklich eine gewaltige Stimmung und im Gegensatz zum letzten Jahr, ist die Stimmung dieses Jahr auch in der Innenstadt gigantisch. Beim Fraumünster kriege ich von einem SSC-ler Coca Cola. Das tut jetzt sehr gut. Ich befinde mich nun das zweite Mal beim Bellevue. Auf der Bürkliplatzbrücke sehe ich wieder mein Mami, Heidi, Sandra und Michelle. Sie rufen, Hopp Dani! Nun bin ich beim Paradeplatz km. 38. Ich versuche nochmals alle Reserven aus mir zu holen. Aber es ist halt nicht einfach. Die Oberschenkel brennen unaufhaltsam. Bei der Talstrasse steht nun wieder mein Papi, Anita, Stefan und meine Schwester Carmen, die mit mir ca.15 Meter mit rennt und mich nochmals zu motivieren versucht. Ich bin so stolz auf dich. Du schaffst es, gib noch mal alles sind ihre Worte. Das tut so gut und ich werde nochmals schneller und überhole sofort einige Läufer. Bei km.40 trinke ich nochmals Coca Cola und ab geht es Richtung Mietenquai. Der Weg zieht sich aber nochmals sehr in die Länge. Ich bin nun bei der Swiss Re und versuche mich selber zu puschen. Dani, komm nochmals, Schneller, Lets go, Komm noch mehr, gib alles. Die Zuschauermasse ist gewaltig. Jetzt lassen dich die Zuschauer hochleben. Ich bin beim Mietenquai, noch ca. 200 Meter. Ich versuche nochmals zu spurten. Die Zuschauer klatschen an die Werbebanden. Eine riesige schöne Stimmung. Noch 10 Meter. Nochmals versuche ich zu kicken und laufe durchs Ziel. Geschafft! Ich bin überglücklich und zufrieden mit meiner Leistung. 3:19:57 ist eine sehr gute Zeit. Meine zweitbeste Marathonzeit. Ich bin auf dem Weg zurück, und hoffe es wird anhalten. Nun treffe ich auf Laufkollegen /innen und wir gratulieren uns gegenseitig.
Schlusswort
An alle meine Lauffreunde, die den Marathon gelaufen sind möchte ich herzlich zur tollen Leistung gratulieren!
Speziell erwähnen möchte ich Marlies, Manuela und Marco! Marlies Marathonbestzeit von 3:35 ist Super! Bravo Marlies! Manuela Marathonzeit von 3:19:16 ist sackstark! Bravo Manuela! Marco s Marathonbestzeit von 2:49 ist einfach genial, unglaublich! Bravo Marco!
Bedanken möchte ich mich auch für die tolle Unterstützung durch die Laufgruppe Walti und die SSC-ler. Ihr wart Spitze!
Auch erwähnen möchte ich in diesem Bericht Sheila Breitegger Instruktorin vom Aktiv Fitness in Horgen, wo ich viele meiner Trainings absolviere. Sheila du darfst stolz auf deine Leistung sein. Ich hoffe du bist nicht enttäuscht, die 3:15 verpasst zu haben. Die Zeit von 3:30 muss zuerst mal gelaufen werden. Geniesse deine tolle Zeit. Du bist noch jung, hast noch Zeit und Reserven. Sheila, du bist super gelaufen. Bravo!
Ganz zum Schluss möchte ich mich bei meiner Familie bedanken. Danke Mami, Heidi, Sandra und Michelle für eure Unterstützung! Danke! Danke Papi, Anita, Carmen und Stefan für eure Unterstützung! Danke! Besonders gefreut hat mich, dass meine Schwester Carmen und Stefan das erste Mal an einem Marathon dabei waren und es euch Spass gemacht hat!
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