LGT Alpine - Marathon 2003                                                       Bericht von Daniel Fäh

Der Hitzemarathon 

Am Vortag des Laufes

Am Freitag um 17:30 Uhr fahren Christian Schmid und ich nach Wildhaus. Wir können in der Ferienwohnung der Eltern von Béatrice übernachten. Somit haben wir am Sonntagmorgen nur ca. 15min. Anfahrtsweg zum Start des LGT - Marathon. Um 19:30 sind wir in Wildhaus. Wir stellen unsere Sporttaschen in die Wohnung und gehen ins Hotel Hirschen zum Nachtessen. Christian hat plötzlich grosse Lust auf ein Cordon-Bleu mit Pommes. Ich bin da natürlich skeptisch und entscheide mich für Bikermaggeronen. Zum Dessert nimmt Christian noch einen Caramelcoupe und ich bestelle mir Rohe Apfelcréme mit Schlagsahne. Optimale Vorbereitung auf den morgigen Wettkampf??? Spielt keine Rolle, wir essen für einmal nach dem Lustprinzip! Ich habe ja schon die ganze Woche viel Kohlenhydrate zu mir genommen. Um ca. 22:00 Uhr sind wir zurück in der Wohnung. Jetzt bereiten wir schon mal unsere Kleider für den morgigen Lauf vor. Wir schauen uns nochmal die Strecke genau an und Fachsimpeln ein bischen über die Taktik. Es scheint ja sehr heiss zu werden. Um 22:50 Uhr löschen wir das Licht. Ich kann sofort einschlafen.

Wettkampftag 

Um 6:00 Uhr schrillt Christians Wecker. Wir stehen so früh auf, damit wir unser Frühstück, dass  aus Kaffee und 3 Honigbrötchen besteht, verdauen können und uns nochmals aufs Bett legen können. Ich habe sehr gut geschlafen, fühle mich topfit, obwohl ich einen Traum hatte. Normalerweise Träume ich eigentlich nie. Beim Frühstück erzähle ich meinen Traum Christian. Hoffentlich habe ich meinen Power nicht schon im Traum verpufft. Ich lief nämlich den Marathon schon mal im Traum durch. Ich träumte, das Marco Jäger und Dani Bolt bei dieser Hitze grosse Schwierigkeiten gehabt hätten und beide mit 4:30 std. ins Ziel kamen. (Dani Bolt gewann seine Kategorie am Tag darauf in 3:40 Std. mehr dazu später.) Christian und ich benötigten im Traum beide 4:53Std. Als wir im Ziel Dni Bolt traffen, blutete er am Kopf und beiden Armen. Im Bus der uns zurück an den Start fuhr, hatte es mehrere tote Läufer am Boden! So ein Traum hatte ich noch nie vor einem Wettkampf. Ein gutes Omen für Heute??? Christian amüsierte sich jedenfalls köstlich über mein Traum. Nach dem Frühstück legen wir uns nochmals aufs Bett. Ich mache nocheinmal mentales Training mit meiner CD. Um 7:50 Uhr fahren wir in Wildhaus los. Um 8:10 Uhr sind wir schon in Bendern am Start, der auf 9:00 Uhr angesetzt ist. Wir holen unsere Startnummern ab. Es ist schon sehr heiss, 26 Grad. Das heisst viel trinken und nicht zu schnell angehen. Wir treffen auf Dani Bolt, Marco Jäger, Jonni Bervkens, Jürg Bosch, Margrit Schmid und Elsbeth Tschopp. Kurz vor dem Start sehen wir noch Theres Moser. Ein kleiner Schwatz und alles gute für den Lauf. Danach stellen wir uns beim Start hin. Es geht noch 8 Min. bis zum Start. Eingelaufen haben wir uns bei dieser Hitze nicht gross. Da haben wir ja auf den ersten 10km nach Vaduz genug Zeit.

Punkt 9:00 Uhr beginnt das Hitzeabenteuer. Ich versuche sofort einen guten Rytmus zu finden. Es heisst nun die ersten 10km mit Kopf zu laufen, um sich nicht zu verheizen. Die ersten Kilometer laufe ich regelmässig in 4:35 - 4:45. Ich fühle mich sehr gut und das Tempo stimmt für mich. Nach 5km (24:25) laufen wir auf den Damm, beim Rhein in Richtung Vaduz. Ich bin schon richtig nassgeschwitzt, es ist sehr heiss, aber ich fühle mich stark. Bei 6km läuft Theres Moser zu mir auf. Ich laufe nun gemeinsam hinter Ihr bis Vaduz. Beim Fussballstadion geht es links weg, Richtung Städtle. Hier stehen Susi Raess, Silvia Notter und Conny Tschopp umd feuern mich an. Auf der rechten Seite stehen hellblaue WC. Theres Moser begibt sich aufs Klo, während ich in meinem Tempo weiterlaufe. In Vaduz hat es schon viele Zuschauer am Strassenrand und es herscht eine gute Stimmung. Nun sind auch schon 10km geschafft. Ich freue mich richtig auf die Steigung. Nun beginnt es eigentlich erst richtig. Ich versuche sofort wieder einen  für mich guten Rytmus in der Steigung zu finden, was mir auch sofort gelingt. Schon laufe ich am Schloss Vaduz vorbei. Der Schweiss läuft, doch ich komme gut voran. Nun geht es bis zum 21km bergauf und 1000 Höhenmeter sind zu bewältigen. Jetzt passiere ich Samina bei km15 Ich trinke bei jedem Verpflegungsposten mindestens 3 Becher Flüssigkeit. 1 Becher Wasser über den Kopf, einen in den Hut und weiter geht es. Ich versuche einfach mein Rhythmus weiterzulaufen, was mir auch gelingt. Nun kommt eine kleine flache Passage ca. 400 Meter kurz. Hier kann man sich etwas erholen. Doch schon beginnt es wieder zu steigen und wie. Alles noch etwas steiler. Es geht mir immer noch sehr gut. Nur ist es einfach sehr heiss. Doch das ist ja für alle gleich. An der Strecke werden wir von  den Staff und Zuschauern aufgemuntert. Es tönt weiter so, Bravo, Super, Hopp, Ihr Männer seit Super, ruft da eine Frau. Das tut alles so gut. Überall gibt es Wasser, nicht nur an den Posten. Wirklich super organisiert. Jetzt befinde ich mich bei km20 in Silum. Ich laufe durch ein paar Häuser an einem Brunnen vorbei. Es wird kurz flach und nochmals geht es 1km bergauf. Gleich habe ich den ersten happigen Aufstieg geschafft. Ich bin nun bei km21 in (2Std 10 Min.) keine schlechte Zeit denke ich. Jetzt kommt ein Rhytmuswechsel. Es geht nun bergab Richtung Steg. Die ersten paar Meter gehen nicht so gut. Doch bald haben sich die Muskeln umgestellt und ich kann auch bergab ein gutes Tempo laufen. Bei km25 in Steg stehen wieder Susi, Silvia und Conny und feuern mich an. Ich sage Ihnen, dass es mir gut geht, aber sehr heiss sei. Susi meint, "Du bist gut drauf". Danke für die Blumen, weiter geht es. Es stehen noch schwere Kilometer an. Nun geht es mit vielen Wechsel auf und ab, bis km32. Diese vielen Wechsel bereiten mir nun etwas Mühe. Trotzdem fühle ich mich gut. Langsam spüre ich schon die km in den Beinen. Doch da müssen alle durch. Bei km31 gibt es noch eine herrliche richtige Dusche für meinen Kopf. Ich halte meinen Kopf sicher 1 Minute darunter. Oh tut das jetzt gut! Genau zu diesem Zeitpunkt läuft Theres Moser vorbei. Sie hat einen schönen langen Schritt. Ich versuche Ihr nicht zu folgen, da ich weiss, das Sie die bessere Berggängerin ist. Nun sind wir bei km32 und es beginnt der letzte happige Aufstieg bis km35. Da sind nochmals ca. 650 Höhenmeter zu bewältigen. Ich muss nun marschieren. Doch es gibt nicht mehr viele Läufer die diese Steigung rennend bewältigen. Jetzt fühle ich mich nicht mehr so frisch, doch weiter gehts, sage ich zu mir. Nun hab ich die Kuppe gleich geschafft. Die letzten schweren Schritte stehen an. Geschafft! Jetzt wird zuerst verpflegt. Der Marathon ist noch nicht vorbei. Es geht nun wieder bergab bis km37 nach Malbun. Wieder müssen die Muskeln umstellen. Ich erhole mich schnell und kann ein gutes Tempo bergab laufen. Jetzt geht es noch auf die Zusatzschlaufe, die es in sich hat. Da stehen auch schon Walti Jucker mit Marianne und alle andern wieder da und muntern mich auf, Weiter so, bald hast du es geschafft. Meine Beine brennen nun gewaltig von den vielen Wechseln. Für mich ist der Jungfraumarathon einfacher zu laufen, obwohl er auf dem Papier schwerer erscheint. Beim Jungfrau hat es nicht so viele Wechsel drin. Den letzten kurzen, harten Aufstieg marschiere ich wieder. Man hört nun den Lautsprecher vom Ziel, was alles nicht einfacher macht und muss noch eine Schlaufe von 5km bewältigen. Es geht wieder bergab, auch hier sehr Wechselhaft. Das Bergablaufen gelingt mir immer noch gut. Bergauf habe ich keine Power mehr. Jetzt kommt nochmals ein kurzer, harter Aufstieg. Geschafft! Nun noch 2km bergab bis ins Ziel nach Malbun. Ein herrliches Gefühl überkommt mich. Bald hast du es geschafft, sage ich zu mir. Ich bekomme etwas feuchte Augen, dass passiert mir immer. Ich freue mich einfach riesig den Marathon bald geschafft zu haben. Jetzt biege ich auf die Hauptstrasse von Malbun ein. Eine tolle Stimmung herrscht hier. Da steht Walti Jucker und fotografiert mich. Ich geniesse den Zieleinlauf in vollen Zügen. Conny steht da und klatscht mich ab. Noch 10 Meter! Es ist soweit! Geschafft! Finisher! Vollgeil! 

IM ZIEL

Die Zeit von 4Std. 51min. Hört sich nicht so gut an. Ob man Vergleiche mit anderen Marathon machen kann? Ich glaube nicht, Jeder Bergmarathon hat seine eigenen Schwierigkeiten. Die 4:30 Std. wo ich vor 2 Jahren beim Jungfraumarathon hinlegte ist nicht ganz Vergleichbar. Es herrschten andere Verhältnisse und Temperaturen und heute war es extrem heiss. Für mich ist der LGT Alpine Marathon härter wegen den vielen Wechsel. Der Jungfraumarathon kann regelmässiger gelaufen werden. Für mich hat es Spass gemacht, war hart aber ein tolles Erlebnis. Ich bin zwar noch nicht ganz in topform, wie vor 2 Jahren. Doch nach meiner  langen Krise und Verletzungspech mit meinem Rücken und Infektkrankheiten, geht es wieder aufwärts. Ich spüre, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Es braucht nur noch wenig, damit ich wieder da bin, wo ich mich gerne sehe. Die Saison ist noch lang und ich hoffe, dass ich bis zum Swiss Alpine meine Form noch mehr aufbauen kann  

SCHLUSSWORT 

Zuerst möchte ich allen Lauffreunden, die den LGT Alpine Marathon absolviert haben, recht herzlich Gratulieren. Bravo! Besonders erwähnen möchte ich noch Dani Bolt. Er hat seine Kategorie gewonnen, in 3:40 Std. Eine tolle Zeit. Dani, ich freue mich für dich und mag dir diesen Erfolg echt gönnen. Nach vielen Rückschlägen hast du heute einen Superlauf hingelegt und scheinst wieder dort zu stehen, wo du für mich auch hingehörst. Bravo Dani!!! Weiterhin viel Erfolg! Mir hat der Lauf sehr gut gefallen. Von der Landschaft her ein Traum. Ich werde diesen Lauf sicher noch einmal laufen. Bis zum nächsten Mal.