Mein 4. Swiss Alpine Marathon Bericht von Daniel Fäh Der Weg zurück Am Vortag des Laufes Mit der Bahn fahre ich am Freitagmorgen nach Davos. Der Swiss Alpine Marathon steht vor der Tür. Um 11:00 Uhr komme ich in Davos an. Im Morosani Posthotel, wo unsere Gruppe logiert, treffe ich in der Eingangshalle auf Walti Jucker. Ich mache schnell das Check - In. Danach fahren Walti und ich, mit dem Bus zum Kongresshaus, wo sich die Sportmesse befindet. Ich hole meine Startnummer ab und laufe etwas durch die Messe. Man trifft hier immer viele bekannte Gesichter. Um ca. 13:30 Uhr gehen wir ins gegenüberliegende Elia zum Essen. Um 15:00 Uhr gehe ich nochmals ins Kongresshaus zum Sportler-Gottesdienst. (Spirit of Davos) Dort treffe ich Arnold Bohl. Danach begebe ich mich zurück ins Hotel. Ich bereite mein Laufzeug vor, damit ich am morgen keinen Stress habe. Um 19:00 Uhr beginnt das Nachtessen. Das Pastabuffet als Vorspeise wir von uns allen sehr geschätzt. Das anschliessende 4 Gangmenu ist wieder ausgezeichnet, wie alle Jahre. Nach dem Essen laufen wir noch ein wenig durchs Dorf. Um ca. 22:10Uhr begebe ich mich aufs Zimmer. Mein mentales CD - Training darf natürlich nicht fehlen. Um 22:50 Uhr lösche ich das Licht und kann sofort einschlafen. Wettkampftag Um 5:00Uhr schrillt der Wecker. Ich habe gut geschlafen, nur nicht ganz tief. Ich begebe mich zum Frühstuck. Etwas Kaffee, Orangenjus und 3 Honigbrötchen reichen. Morgen werde ich das Frühstücksbuffet ganz sicher mehr geniessen. Um 6:00Uhr lege ich mich nochmals aufs Bett, um zu verdauen und zu Relaxen. Jetzt ist es 6:40 Uhr und ich mache mich langsam Wettkampf bereit. Um 7:20 Uhr gehen wir ins Startgelände. Auch hier trifft man auf Lauffreunde , es gibt ein paar aufmunternde Worte und man wünscht sich gegenseitig alles gute für den Lauf. Ich habe mich entschieden, dieses Jahr alleine, mein eigenes und nach meinem Gefühl zu laufen. Ich reihe mich beim Start ein, der kurz bevorsteht. 8:00 Uhr, der Startschuss fällt. Das grosse Abenteuer kann beginnen. Die Stimmung im Stadion ist wie immer genial. Ich versuche sofort meinen Rhythmus zu finden, was mir gut gelingt. Ich freue mich auf die Runde durch Davos. Die Stimmung am Strassenrand ist riesig. Ich geniesse die herzliche Atmosphäre, die hier herrscht. Nach 3km werden wir vor unserem Hotel von unseren Freunden beklatscht. Jetzt geht es bereits bergab nach Lengmatte, bevor der erste Aufstieg beginnt. Auch hier herrscht eine tolle Stimmung. Ich habe mich entschlossen, bei jedem Verpflegungsstand stehen zu bleiben und gut zu Verpflegen und zu Trinken. Ich will dieses Jahr nicht mehr so leiden wie im letzten Jahr. Schon beginnt der längere Abstieg, bevor es in die steile Steigung nach Spina geht. Ich befinde mich kurz vor Spina und habe die erste happige Steigung gleich hinter mir. Es geht mir sehr gut. Ich fühle mich sehr gut. Hier oben ist der Teufel los. Kuhglocken begleiten uns. Es herrscht eine gewaltige Stimmung. Jetzt beginnt der schöne Teil, Richtung Mondstein. Jürg Bösch der den C42 absolviert ist nur 2 Läufer vor mir. Bin ich etwa zu schnell unterwegs? Ich laufe einfach mein Tempo, und fühle mich bis jetzt wohl dabei. Beim Verpflegungsposten laufe ich auf Jürg auf. Wir unterhalten uns kurz. Jetzt laufen wir gemeinsam zum Bahnhof runter. Da unten werden wir von Sämi, Jonas etc. beklatscht. Etwas weiter vorn steht Walti und fotografiert uns. Jürg läuft jetzt ca. 20 Meter vor mir. Ich werde mich jetzt in der Landwasserschlucht und den Tunnels etwas zurücknehmen. Diese Passage ist heimtückisch, weil flach und ich will jetzt kein zu hohes Tempo gehen. Ich werde nun von Elsbeth Tschopp überholt, die auch den C42 bestreitet und in sehr guter Form ist. Jetzt kommt eine kleine Steigung im Wald. Schon hört man Stimmen vom Bahnhof in Wiesen. Ich laufe hinter Elsbeth. Hier herrscht wieder eine Riesenstimmung. Ich Verpflege mich ausgiebig, bevor ich nun übers Wiesener Viadukt laufe. Jetzt kommt die obligate Foto am Ende des Viadukt. Es beginnt wieder zu steigen. In der Steigung überhole ich nun Elsbeth wieder. Es geht mir immer noch ausgezeichnet. Beim Bergablaufen Richtung Filisur, läuft Elsbeth wieder an mir vorbei. Ich forciere bewusst nicht, denn mein Lauf wird erst richtig in Bergün beginnen. Jetzt heisst es Kraft sparen. Auch hier in Filisur ist die Stimmung gewaltig. Schon habe ich 30Km. geschafft. Meine Durchgangszeit beträgt hier 2:45 Std. 1Minute langsamer als letztes Jahr. Also alles O.K. Ich fühle mich auch stärker als im letzten Jahr. Nun befinde ich mich in der Steigung auf der Strasse nach Bergün. Kurz vorher bin ich wieder an Elsbeth vorbeigelaufen. Sie scheint in der Steigung nun etwas Mühe zu haben. Jetzt geht der Weg rechts von der Strasse weg und ein schöner Naturweg beginnt. Das ist der neue Teil, der zu bewältigen ist. Die Steigung nimmt nun wieder zu und es ist viel steiler als auf der Passstrasse. Auch ist es nun recht schmal und viel schwieriger um zu überholen. Bevor wir wieder auf die Passstrasse kommen, sehe ich ca. 20 Meter vor mir Jürg laufen. Er wird sein Lauf bald hinter sich haben, denke ich. Nun laufe ich Richtung Bergün und habe die Steigung hinter mir. Hier wird wieder ausgiebig verpflegt. Dieses Jahr ist der Weg Ausgangs Dorf etwas verändert. Die Stimmung ist hier Riesengross. Von den Zuschauer werden wir hochgejubelt. Das alles tut sehr gut. Etwas weiter vorn, bevor es in ein Waldstück geht, steht Regi und ruft Bravo! Weiter so! Sie gibt mir nun meinen Bidongurt, wo ich mein Regenjäckchen drin verstaut habe. Man kann ja nie wissen was das Wetter in den Bergen macht und über die 2Pässe will ich es einfach bei mir haben. Obwohl das Wetter wahrscheinlich hält. Nun bin ich auf der Strasse nach Chants. Hier steigt es wieder langsam an. Meine Beine spüre ich nun etwas. Doch das ist normal. Schliesslich habe ich schon 42km und ca. 1000 Höhenmeter in den Beinen. Ich kann jedoch alles rennen. Wenn ich an letztes Jahr denke! Lieber nicht! Da habe ich hier so gelitten und befand mich kurz vor der Aufgabe. Dieses Jahr, jedoch bin ich in Topform und nichts kann schief gehen. In Chants laufe ich an Markus Duttli vorbei. Er steht am Strassenrand und ist am verzweifeln. Er hat starke Rückenschmerzen und will seinen Lauf aufgeben. Auch hier in der Steigung durch den Wald Richtung Kesch, kann ich noch problemlos rennen. Ich überhole etliche Läufer. Nun beginnt der Wanderweg über hochalpines Gelände. Jetzt bin auch ich am marschieren. Wie die Spitzenläufer das rennend bewältigen, bleibt mir jedes Jahr ein Rätsel. Ich versuche einen guten Schritt zu finden und schnell zu laufen, was mir einigermassen gelingt. Ich überhole auch hier viele Läufer. Meine Oberschenkel brennen nun doch sehr. Aber das ist halt so und da muss jeder durch. Weiter gehts! Jetzt kommt eine Passage, wo ich wieder rennen kann. Ich renne über ein Flussbett und ganz kurz sehe ich die Keschhütte. Noch ca. 15 - 20 Minuten und ich bin oben denke ich. Es ist jetzt wieder sehr steil. Die letzten Meter sind brutal, aber noch 10 Schritte und es ist geschafft. Toll denke ich ! Meine Zeit von 5:55 Std. ist nicht schlecht. Jetzt bin ich auf dem Abstieg. Meine Knie schmerzen nun etwas. Das ist bei mir aber normal und ich mache mir deswegen keine Gedanken. Ich bin in Topform! Leitung zeigen! Aufwärts streben! Mental nehme ich diesmal alles an. Nun beginnt der Panoramatrail. Es ist jetzt sehr heiss. Die Wärme scheint sich hier zu stauen. Ich habe das Pech, dass es viele Läufer auf dem schmalen Trail hat. Vor mir sind ca. 14 Läufer in einer Kolonne. Bis ich alle überholt habe, ist meine Kraft dahin. So hat es keinen Sinn und ich laufe einfach mit. Ein paar kann ich überholen, weil sie von sich aus einem vorbeilassen. Dieses Jahr warte ich vergebens aufs Schneefeld. Es hat keines mehr da. Noch wenige Schritte und ich bin auf dem Scalettapass. Da steht Dr. Beat Villiger gibt mir die Hand und gratuliert mir. Da ruft auf ein Mal, auf einem Stein sitzend Doris Müller, Hopp Daniel! Bravo! Ich höre sie noch rufen, dass ist er jetzt, der Dani Fäh us Zürich! Die Leute denken wahrscheinlich, die hat einen Knall. Mir jedenfalls tut es gut. Danke Doris! Nun verpflege ich mich bevor es runter geht. Denn jetzt kommt für mich als schlechter Bergabläufer die schwierigste Phase. Dieser Teil vom Scaletta nach Dürrboden ist nicht mein Ding. Ich bin kein Roller in diesem steilen, steinigen Phase. Ich stoppe zu stark und gebe zuviel Druck. So erwische ich natürlich, die Schläge doppelt. Dieses Bergablaufen im Gelände gehört nicht zu meiner Spezialität. Meine Knie schmerzen nun sehr stark. Ich bin froh, wenn ich unten bin. Hier verliere ich sicher 10 Minuten. Jetzt hab ich es gleich geschafft und ich bin in Dürrboden. Hier stehen Silvia, Katharina, Melanie, Karin und Rolf. Sie klatschen mir zu. Ich übergebe hier meinen Bidongurt und meine Mütze. Für den Schlussteil brauche ich das nicht mehr. Dieser Teil nach Davos, ca. 14km. ist eher mein Geschmack. Wie vor 2Jahren bei meiner Bestzeit kann ich ein gutes Tempo laufen. Ich fühle mich wieder sehr stark. Meine Knieschmerzen sind fast weg. Jetzt kann ich auf der Wiese gut bergabrollen. Ab jetzt nehme ich bei den Verpflegungsposten Coca Cola zu mir. Ich bin nun wirklich Müde, trotzdem kann ich mein Tempo halten. Von der Strasse höre ich " Hopp Dani " rufe. Ich glaube es ist Katharina. Jetzt befinde ich mich 5km. vor dem Ziel. Es wird schwierig unter 9 Std. ins Ziel zu laufen. Ganz knapp könnte es aber reichen. Nur dann muss ich jetzt noch schneller laufen. Ich versuche es. Es kommt eine steile Phase auf dem Kieselweg. Oh Schreck, ich bin schon im Sturzflug nach vorne. Nur nicht auf mein Kopf und meine Knie denke ich. Im letzten Moment kann ich reflexartig den Flug korrigieren, so dass ich nicht nach vorne falle. Doch der Sturz kann ich nicht vermeiden. Mit dem linken Schienbein berühre ich den Kieselweg und falle auf meinen linken Arsch. Meine Hände gehen nach hinten und der linke Ellbogen schlägt auch noch auf. Scheisse, Scheisse sind meine ersten Worte. Doch ich stehe sofort auf, schaue meine blutigen Handballen an und denke Glück gehabt. Dani, weiter geht’s! Ich bin in Topform! Jetzt erst recht! Meine Hände und der Ellbogen brennen sehr. Doch mental bin ich wie „wachgrüttelt“. Nun gebe ich vom Tempo her alles, was ich noch drauf habe. Bei der Sägerei stehen wieder Katharina, Rolf etc. Ich zeige meine Hände und sage Mist. Katharina sagt, ein Indianer spürt kein Schmerz und Rolf meint, Du bist ein Tier. Weiter so, bald hast du es geschafft. Dieses Aufmuntern tut meiner Seele gut. Die letzte Steigung und ab in den Wald. Nun geht es rechts runter auf die Strasse, links beim Golfplatz vorbei. Man hört schon das Zielgelände. Es sind aber noch ca. 1,8km. bis ins Ziel. Vor der Unterführung stehen Sämi, Susi, Jonas und jubeln mir zu. Jonas rennt ein paar Meter mit mir und ich bedanke mich bei ihm. Die Zuschauer in der Gartenbeiz lassen einem Hochleben. Ich winke ihnen zu. Jetzt laufe ich auf die Bahn. Hier steht klatschend Margrit Schmid. Ich geniesse den Zieleinlauf und die tolle Stimmung. Da Steht Walti mit dem Fotoapparat und meint, "bitte lächeln" Ich erfülle ihm seinen Wunsch. Etwas weiter vorn stehen sie alle vom SSC. Vor allem Lisbeth mit ihrem Glöckchen, auf das ich mich immer besonders Freue. Alle jubeln sie mir zu. Nun die letzte Kurve. Hier klatschen die Zuschauer wie wild der Bande entlang. Ich habe feuchte Augen. Ein letzter Spurt und ich bin im Ziel! Finisher in 9 Std. 2 Min. Einfach Toll! Ich schäme mich meiner Freudentränen nicht, die mir einfach so runter laufen. Es ist einfach zu viel. Meine Verletzung ( Rücken) anfangs Jahr, der Sturz und jetzt bin ich wieder zurück. Ich bin überglücklich. Auch wenn ich die 9Std. nicht geknackt habe! IM ZIEL Ich gehe nun zu Arnold Bohl der kurz vor dem Ziel an der Bande steht, Noch immer laufen mir die Tränen runter. Ich kann im ersten Moment mit ihm nicht sprechen. Ich bin einfach überwältigt und natürlich auch erschöpft, Jetzt nehme ich die Gratulation entgegen und kann mich mit ihm wieder etwas unterhalten. Ich schaue noch den Läufern zu die jetzt ins Ziel kommen. Ich warte noch auf Hausi und Conny Tschopp. Doch etwas später erfahre ich das Conny in Chants aufgegeben hat. Schlusswort Etwas wurmt es mich schon, dass es nicht unter 9 Stunden gereicht hat. Aber ich muss und bin auch so zufrieden. Ich glaube durch die veränderte Strecke nach Bergün, ist der Lauf ca, 5 - 7 Minuten länger geworden Wenn ich noch besser Bergablaufen könnte, wäre auch da, noch eine Reserve drin. Nach meiner Rückenverletzung muss ich sowieso zufrieden sein Das ich jetzt schon wieder da bin wie vor 2 Jahren ist doch wirklich super. Der Sturz hat mich eigentlich höchstens 1 Minute gekostet, Nachher war ich wie wachgerüttelt und konnte eher noch schneller laufen Die 8:57 Std. vor 2 Jahren sind für mich somit dieses Jahr erreicht und als gleich gute Leistung anzusehen. Einen besonderen Dank auch an Walti Jucker, der wie immer alles super organisiert hat. Allen Lauffreunden die in Davos in irgend einer Form am Lauf beteiligt gewesen sind, gebührt eine herzliche Gratulation, zu ihrer persönlichen Leistung. Auch recht herzlichen Dank an alle die am Strassenrand mitgefiebert haben, für ihre Unterstützung und Motivation. Das gibt einem als Läufer Kraft und mental bringt es unheimlich viel. Danke vielmals!
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