Tagebuch "mein Weg zur Langdistanz–Berglauf WM 2008 in England am 27. April" von Dani Bolt


 

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Teil 15 

Zuviel Arbeit und zu viel Laufen hielt Dani vom Schreiben ab. Am Samstag, 26. April startet er zur Longdistance Mountainrunning World Challenge 2008. Informationen und Ranglisten findet man auf der Website der Veranstaltung.

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Teil 14 

Zurück in der Schweiz

03.02.2008

Seit meiner Rückkehr aus Marokko ist nun schon ein Monat vergangen. Die Hektik und der Stress der Westlichen Welt haben mich schon nach drei Tagen eingeholt. Leider!! Ich habe versucht einiges aus der Zeit in Marokko in meinen Trainingsalltag einzubauen. Das grösste Problem ist jedoch die fehlende Zeit. Zur Zeit habe ich neben der vielen beruflichen Aufgaben auch Privat noch viele Pendenzen zu erledigen. Ich fühle mich immer etwas gestresst und kriege den Kopf kaum mehr frei.

Das war wohl auch der Grund, dass ich trotz optimaler Vorbereitung am Neujahrslauf ein eher enttäuschendes Rennen gelaufen bin. Warum ich so viel Zeit auf meine Kontrahenten verloren habe, konnte ich mir einfach nicht erklären. Alles hatte gepasst und ich fühlte mich eigentlich gut. Der zweite Wettkampf im 2008 verlief dann doch um einiges positiver. Am Reppischtallauf in Stallikon konnte ich Beat Blättler und meinen Klubkollegen Beat Elmer, den ich zuletzt in Richterswil anfangs September 07 bezwingen konnte, überraschend im Finale schlagen. Ich musste zwischen durch sehr leiden, konnte aber alle Tempoverschärfungen mitgehen. Der Schluss war dann mit dem abwärts führenden Zwischenstück auf mich zugeschnitten, so konnte ich mich knapp doch noch durchsetzen. Das gibt mir wieder etwas Elan zurück, und dies insbesondere in Anbetracht, dass ich am Tage zuvor noch in Italien ein 120km langes Radtraining absolvierte. Bei diesem war ich bereits nach 80km k.o. und musste immer wieder mit Sprints mich an das Hinterrad meines Chefs heranspurten. 

Dieses Wochenende habe ich gemütlich wieder einmal in meiner zweiten Heimat im Prättigau verbracht. Neben den intensiven Snowboard-Abfahrten, die auch ein sehr gutes Krafttraining abgeben, habe ich die letzten Pendenzen erledigt. So kann ich mich wieder voll aufs Laufen und die Regeneration konzentrieren. Am nächsten Samstag werde ich, schon wieder werdet ihr sagen, in ein wärmeres Gebiet fliegen. Während zweier Wochen werde ich auf den Kanarischen Inseln (Teneriffa, Gran Canaria und Fuertaventura) meine Langdistanz-Berglauf- Grundkondition erarbeiten. Geplant sind deshalb einige längere Läufe in der atemberaubenden Natur dieser Inseln. Die Landschaften werden mich hoffentlich wieder beflügeln (wie schon mal vor ein paar Jahren mit Peter Peter).

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Teil 13 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

03.01.2008

So, mittlerweile bin ich wieder auf dem Flughafen von Marrakesch angekommen und warte auf meinen Flug zurück nach Basel. In aller Frühe musste ich heute schweren Herzens meine Freunde in El Kelaa verlassen. Die zwei Wochen waren rückblickend sensationell und haben tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Die Verabschiedung morgens um 6:10 Uhr (selbst die Mutter von Aziz sowie Nsah erwachen kurz, um mich zu verabschieden) am Taxistand von Ftah und Aziz war für mich sehr emotional, ich wäre gerne länger geblieben. Die Tränen waren mir wirklich sehr nahe gestanden. Doch wo ein Anfang ist, ist auch ein Ende, wenn auch Hoffnung für eine Fortsetzung bzw. Wiedersehen besteht. So steige ich also mit fünf weiteren Taxi-Gästen in das bereitstehende Sammeltaxi. Die Fahrt und Weiterreise bis zum Flughafen verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Ich kann in aller Ruhe auf den Abflug warten.

Die letzten zwei Tage waren nochmals sehr trainingsintensiv. Nach der einmal mehr sehr intensiven Lauf- und Sprungschule stand wieder eine Serie 400er auf dem Programm. Erstmals habe ich dabei meine Muskeln richtig leiden spüren und eine Müdigkeit vom Trainingsprogramm verspürt. So musste ich stark kämpfen, die Fersen der beiden Marokkanis halten zu können. Glücklich und zufrieden duschte ich ein letztes Mal in der Sportanlage und nahm alle Schuhe wieder nach Hause. Den Abend genoss ich mit Aziz und Ftah. Sie luden mich in ein Kaffee ein ausserhalb der Stadt. Wir planten dabei eifrig den Aufenthalt im April in der Schweiz. Alle freuen sich.

Ich werde viele Erinnerungen in die Schweiz mitnehmen. Auch sonst werde ich einige Mitbringsel aus Marokko mitnehmen. Doch keine Angst! Ich habe weder eine hübsche Frau noch Kamele mit in die Schweiz genommen!!!!!!!!

Dafür trage ich mittlerweile einen Vollbart!!!!! Doch dies hat zum Glück niemand gesehen, hätte mich wohl auch keiner wieder erkannt. Zudem trage ich an der linken Hand ein Tatoo! Nein, natürlich kein richtiges, sondern nur ein Henna. Eine nette, hübsche Lady hat mir auf die Innenseite der Hand einen Schmetterling gezeichnet und meinen Namen darüber geschrieben. Mehr zu dieser Lady verrate ich hier nicht ;-). Übrigens habe ich wieder das Wort Schmetterling in einer weiteren Sprache gelernt: „Farascha“, so heisst der Schmetterling auf Arabisch.

Tja, das war's also. Mein erster richtiger Aufenthalt in Afrika, Marokko, das Läuferland Nr. 3 der Hitliste. Wie sich herausstellte die richtige Wahl. Denn Viktor Röthlin hatte in Kenia grosses Pech und musste auf Grund der politischen Unruhen das Land bereits nach einer Woche wieder verlassen. Er wäre wohl besser mit mir nach Marokko gekommen  ;-)  !!!

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Teil 12 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

01.01.2008

Bei strahlendem Sonnenschein, aber noch kühlen Temperaturen absolvieren wir die 1000er Serien. Die Beine sind immer noch super und ich habe erneut keine Probleme das Tempo mitzugehen. Die Fortschritte sind enorm, die bestätigen auch die Zeiten und Pulswerte.

Auch die Freundschaft zu den drei marokkanischen Profiläufern und der Familie von Aziz wird immer intensiver. Ich werde sie jetzt schon vermissen. Wir machen immer mehr Spässe und sind eine verschworene Gemeinschaft geworden. Wir werden wohl nicht zum letzten Mal zusammen trainieren. Als Zeichen der guten Freundschaft und Dank dass er mir als Gastgeber dienen darf (natürlich gegen Bezahlung meinerseits) schenkte mir Aziz heute eine Halskette. Sie ist ein marokkanischer Glücksbringer für die Läufer. Und er soll natürlich auch mir bei den Wettkämpfen viel Glück bringen und die harten Trainings in El Kelaa in Erinnerung rufen!

Am Nachmittag stehen für Abersac, Ftah und mich Polnische Fahrtspiele auf dem Programm. Schon wieder kann ich locker und dynamisch laufen, das macht doch richtig Spass! Auf einem leicht bergabführenden 2min Teilstück kann ich mich eindrücklich von den beiden Profis absetzen, mein Selbstvertrauen steigt ins Himmlische! Wow!

Abends ziehen wir uns in der Wohnung zurück und schauen wie so oft TV zur Entspannung. Im ca. 25m2 grossen Hauptraum sind zwei kleine Tische aufgestellt. An diesen wird gegessen. Meist sitzen die Männer an einem und die Frauen und jüngeren Familienmitglieder am anderen Tisch. Rundherum sind Sofas aufgestellt. Auf diesen sitzen wir. Sie dienen gleichzeitig auch als Bett. Sie sind nur ca. 60cm breit. In Wolldecken eingehüllt schläft man darauf, so ja auch ich. In einer Ecke befindet sich ein Teppich, diese werden wie schon erwähnt niemals mit Schuhen betreten. Auch Gäste ziehen die Schuhe immer aus. Im gleichen Raum wird auch das Essen zubereitet, gekocht, gegrillt und TV geschaut. Fenster existieren im Haus keine. Sonnenlicht kommt nur von oben, da alle Räume in der Mitte offen sind und auf dem Dach nur mit einer Plastikplache überspannt, um zu verhindern dass Regen ins Haus tropft. Die Räume sind so allgemein sehr dunkel. Um an die Sonne zu gehen, spaziert man entweder ins Dorf, um einzukaufen oder Freunde zu treffen, Kaffe trinken gehen, oder man begibt sich aufs Dach und geniesst da die Sonne. Auf dem Dach wird das Fleisch getrocknet oder auch die Wäsche zum Trocknen aufgehängt.

Im Wohnraum und manchmal auch gebetet. Die sehr gläubigen Islam-Anhänger beten mehrmals am Tag, ihr Gott ist Allah. Meist wird jedoch im Nebenraum gebetet, auch mal im Freien (Abersac hatte meistens einen Teppich aus dem Sportcenter genommen, und vor dem Training das Gebet vollzogen). Gebetet wird frühmorgens, vor dem Essen, vor dem Training etc.

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Teil 11 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

31.12.2007

Heute ist so was wie ein Ruhetag. Am Morgen gemütliches Footing à 30min und am Nachmittag ein Dauerlauf à 1h 15min zu fünft in lockerem Tempo. Die Pulswerte sehr tief und die Beine locker, das zweiwöchige Trainingslager in Marokko bringt mich ein grosses Stück vorwärts.

Im Internet – Café haben wir ein paar Fotos von mir auf CD gebrannt und im Fotogeschäft ausdrucken lassen. Was Aziz damit wollte, wusste ich erst noch nicht. Jetzt schon. Zwei Fotos von der erfolgreichen WM 2005 hängen nun im Sportcenter direkt neben Fotos von El Guerouj und neben Haderabdelmouaziz (Marathon Starläufer). Was für eine Ehre, dies zeigt, dass die Marokkaner meine Leistungen sehr würdigen und mich längst als starken Trainingspartner anerkannt haben. Wir planen auch schon weitere Grosstaten und ev. ein Trainingslager im 2009 in Ifraim zu dritt, mit dem Ziel vielleicht mal einen Marathon unter 2:15 Stunden zu laufen.

Zudem wird mir Aziz weitere Trainingspläne faxen. Ich werde als Gegenleistung Manager von Aziz und Ftah. Im April werden die Beiden nach Zürich kommen, sofern alles klappt, und den Züri-Marathon mit grossen Ambitionen bestreiten. Dies ist ihre grosse Chance und ihr Traum: einmal in Europa laufen zu können, insbesondere die italienischen Läufe reizen sie sehr. Diesen Traum werde ich versuchen ihnen zu erfüllen. Ich werde zusammen mit Samira eine Einladung zu organisieren und die beiden Athleten in der Schweiz betreuen und beherbergen.

Am Abend waren wir bei Samiras Schwester zum Spaghettiessen eingeladen: es ist ja heut Silvester! Aziz hat sich dazu in Schale geworfen und ist kaum wieder zu erkennen. Ftah und ich spötteln ein bisschen und amüsieren uns. Beim Essen kommen Aziz und ich kaum mehr aus dem Lachen heraus: Ftah versucht mit Löffel und Gabel die Spaghetti in den Mund zu bekommen. Doch er findet einfach nicht den richtigen Dreh und wir können uns vor Lachen kaum halten. Irgendwann gibt er es dann doch auf und spart die Kräfte fürs Dessert. Mein Bauch war mittlerweile kugelrund und ich musste aufs Dessert verzichten. Das gab den anderen Zwei die Möglichkeit sich über mich lustig zu machen. Ich hatte eindeutig zu viel gegessen. Den Jahreswechsel verbringen wir schlafend in unseren Betten, da am Dienstag ein sehr hartes Trainingsprogramm ansteht. Bereits um 8:30 Uhr sind 6x1000m geplant auf der Sandbahn und dies in 3:07 bis 3:16 min, mit sehr kurzen Pausen.

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Teil 10 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

30.12.2007

 In aller Frühe, es ist noch dunkel, marschieren wir wie gewöhnlich unsere 40min ins Sportstadion. Mit den ersten Sonnenstrahlen geht’s um 7:15 Uhr auf eine lockere 30min Footing-Strecke. Die Tageszeit drückt auch auf unsere Stimmung: es ist ungewöhnlich still. Alles wirkt noch sehr verschlafen.

Zwischen den Trainings gehen wir zu dritt in die Stadt auf Einkaufstour. Supermärkte wie Migros oder Coop gibt’s hier nicht. Frischwaren werden an zahlreichen Ständen frisch von den Bauern angeboten: Tomaten, Gurken, Mandarinen, Äpfel, Bananen, Kartoffeln, Salat, viele Kräuter, Zwiebeln, Auberginen, Zitronen etc. Weitere Lebensmittel werden in zahlreichen kleinen Ladentheken angeboten, meist wiederholt sich das Angebotene von Stand zu Stand. Für weitere Bedürfnisse gibt es eine Unzahl kleiner Spezialgeschäfte. Die Preise werden angefragt, verglichen und verhandelt. Die Mandarinen etc. werden in Plastikkübeln vom Käufer ausgelesen und vom Händler mit einer einfachen Waage mit Gewichtssteinen gewogen. Gekauft wird in ganzen Kilos. Jeden Tag sind die Gassen mit Leuten voll, ein emsiges Treiben herrscht, der Männeranteil der Kaufenden ist etwa gleich wie der Frauenanteil.

Allgemein werden in den Strassen vorwiegend Männer angetroffen. Die Frauen sind im Haushalt beschäftigt oder treffen sich in den Häusern und unterhalten sich da, während die Männer sich mehr in den Strassenecken antreffen und diskutieren.

Nachmittags, bei sehr angenehmen Temperaturen, ist ein 60-65 minütiger Dauerlauf angesagt. Aziz empfiehlt mir den Fotoapparat und die Bauchtasche mitzunehmen. Ok, gesagt -> getan. Doch er ändert kurzfristig das Programm. Oder war alles extra doch so geplant? Nach ca. 15’ Dauerlauf wird das Tempo immer schneller. Ftah muss mal kurz pinkeln und lässt sich zurück fallen. Jetzt gibt Aziz Vollgas. Ich bin etwas überrascht und verliere kurz den Anschluss, kann aber wieder aufschliessen. Aziz fordert mich auf, an seinen Fersen dran zu bleiben und versucht mich wieder anzupeitschen und zu motivieren, noch schneller zu laufen. Eigentlich müsste ich aber auch dringend hinter die Büsche bzw. Kakteen. Doch nix da. Zudem stört mich die Bauchtasche zunehmendes. Ich beginne Aziz innerlich zu verfluchen. Nach dem Lauf gebe ich ihm dies auch zur Kenntnis. Er meint ich sei sehr stark gelaufen, doch mit den Ärgernissen konnte ich den Tempolauf nicht richtig auskosten und meine Rhythmus umsetzen und Vollgas geben. Ich schwöre Revanche. Nach den Angaben muss Aziz sind wir im Gelände während ca. 7km ein Tempo von 3:09 min/km gelaufen. Was wäre wohl gewesen, wenn ich richtig laufen hätte können und auch der Kopf bereit gewesen wäre? Ich freue mich schon riesig auf den Start am ZLC-Neujahrslauf in Dietikon.

Hier in Marokko habe ich, so glaube ich, einen grossen Leistungssprung gemacht und viel Selbstvertrauen getankt!

Bei Kaffee und Pfirsichsaft lerne ich wieder einige Wörter arabisch (keifa haeluk, oumi, abi, achi, becher, asalamaleikum, ohaebuqui, habibaedi…… oder wie man es wohl schreibt? Keine Ahnung!).

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Teil 9 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

29.12.2007

Seit dem 26. Dezember ist jetzt strahlender Sonnenschein den ganzen Tag hindurch. Auch die Temperaturen in den Nachmittagsstunden knapp über 20° C. Gestern und heute bin ich im Training um 14:30 Uhr in Shorts und Trägerleibchen im Training unterwegs.

Gestern Mittag bin ich vor dem Training noch mit Abersac auf Schmetterlingsjagd gewesen. Obwohl er kein Wort französisch kann, hatten wir es ganz lustig und lernte schnell Schmetterlinge aufzufinden und zwischen den Felsenspalten Psychiden-Säcke (zu Deutsch „Sackträger“) aufzuspüren. Wir beobachteten sechs Tagfalterarten: Pieris rapae (3 Stück), Euchloe belemia (15), Euchloe charlonia (10), Azanus jasius (7), Lampides boeticus (1) und Vanessa cardui (5). Auch Apterona-Säcke und diverse Oiketicinae-Säcke in allen Grössen haben wir entdeckt. Auf einem Felsen finde ich noch eine frische Schlangenhaut, ein Mauergecko verschwindet rasant hinter einem weiteren Felsen.

Nachmittags laufen Abersac, Ftah und ich einen 1h 30min langen Dauerlauf, erst flach über Felder querfeldein und dann durchs steinige Gebirge rauf und runter. Der Lauf wird zu einem kräftezehrenden Crosslauf der grosses Geschick, Kondition und Konzentration benötigt. Die Landschaft ist dafür einmalig und menschenleer, geprägt von steppenartigen, kargen Halbwüsten mit vielen Steinen und Kakteen. Das Gesamtbild ist aber vergleichbar mit hochalpinen Gebirgslandschaften. Tiere sind kaum zu sehen. Nur ein paar Schafe weiden einsam. An Vögeln sind zu sehen: Weissstörche, Kuhreiher, Haubenlerchen und einige Tauben. Auch hier ist aber Winterzeit und desshalb sehr wenig zu sehen. Die Nächte können ganz schön kühl werden.

Abends massiert Ftah netterweise Aziz und mich. Meine Beine sind immer noch sehr gut und voller Power. Auch der Ruhepuls so tief wie ich ihn nur vor der erfolgreichen WM 2005 und im Höhentrainingslager in Muottas Muragl gemessen hatte: 38.

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Teil 8 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

26.12.2007

Heute lerne ich ein mir in Marokko neues Wetter kennen. Bei Nebel und „frostigen“ Temperaturen laufen wir nun bereits zu fünft durch von Ackerkulturen geprägte Landschaft auf der Nordseite der Stadt. Die Trainings haben meist eine exakte Dauer und dann wird prompt gestoppt. Tagsüber geniesse ich das marokkanische Leben: leckeres Essen, viel Kaffe und Tee und interessante Gespräche mit Ftah, Aziz, Freunden, Nsah und Co.

Nachmittags dann hartes Training auf der Bahn mit 5 x 1000m und 5 x 600m sowie das übliche „Rahmenprogramm“. Abersac und Ftah spielen meine Tempomacher. Jeweils die letzten 200m wird dann leicht gesprintet. Ich habe heute erneut keine Probleme das Tempo mitzugehen. In den letzten Intervallen sprinte ich jeweils sogar davon. Ich sprühe nur so vor positiver Energie. Meine beiden Freunde sind etwas beeindruckt. Mit harter Arbeit und Höhentrainingslager müssten für mich grossartige Zeiten möglich sein. Nur mein Problem ist, dass ich in der Schweiz den Kopf nicht frei kriege. In den Bereichen Stabilität, Abstosskraft und Bauchmuskulatur habe ich jedoch noch einiges aufzuarbeiten, sowie sehr viel hartes / intensives Training. Heute gehen wir auf dem Heimweg wieder einmal an der Bäckerei vorbei. Mit einem grossen, gefüllten Sack verlassen wir auch heute wieder den Laden und begeben uns auf den Weg zur Wohnung von Samira’s Schwester.

Hygiene:

Die Hygiene wird hier etwas vernachlässigt. Eine Dusche existiert nur im Sportcenter, mit Warmwasser. Die Region ist jedoch auch sehr wasserarm. Bei Aziz zu Hause wird mit einem Waschlappen und Warmwasser aus der Teekanne sich gereinigt. Geduscht und sich gereinigt wird über der Toilette. Um sein Geschäft zu entrichten steht man auf zwei Sockeln und kniet sich tief. So hurend, erledigt man seine Bedürfnisse über einem Loch. Der Ablauf verstopft sehr schnell. Bei Verstopfungen wie auch um sich den Po zu reinigen wird die Hand benutzt. Klopapier gibt es zwar zu kaufen, wird aber nicht benutzt. Für die Spülung und zum Abwaschen füllt man einen Kessel mit Wasser, wäscht sich die Hände, und giesst das Wasser kräftig in den Ablauf. Das Fallrohr ist immerhin syphoniert, das heisst dass die Kanalisation nicht bis ins Haus stinkt, immerhin soweit ist die Liegenschaftsentwässerung. Für die Körperreinigung geht man regelmässig zum Hamem, dem türkischen Dampfbad. Gegessen wird meist mit der Hand. Die fettigen Hände werden mit einem Handtuch abgerieben. Dieses benutzt die ganze Familie, auch um sich das Gesicht zu putzen.

Waschen:

Waschmaschinen für die Reinigung der Kleider existieren praktisch in jedem Haushalt in der Stadt. Getrocknet werden sie auf dem Hausdach oder in den oberen Räumen. Im Haus bleibt es aber kühl und trocknet kaum. Die Leute haben sehr wenige Kleider. Aziz trägt seinen Trainingsanzug teilweise für das Training aber auch in der Freizeit. Kleider werden in der Familie auch mal von mehreren Personen getragen. Wie bei allem, wird auch hier brüderlich geteilt. Der Boden ist meist nicht sehr säuberlich, dies hat mit der Lebensgewohnheit zu tun. Auch beim Essen ist es ganz normal, dass mal was auf den Boden fällt, dies wird nicht beachtet. Der Boden wird regelmässig von den Frauen des Haushaltes gesäubert und feucht aufgenommen. Auch ein richtiges Badezimmer fehlt, keine Spiegel aufgehängt. Körperhygieneartikel sind im Haushalt nur wenige anzutreffen.

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Teil 7 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

25.12.2007

Nach dem gemeinsamen 30’ Dauerlauf machte ich heute noch eine 16’ Ehrenrunde alleine. Mittlerweile kenne ich die Umgebung und das Wegnetz bereits bestens. Ab heute beginnt auch das für mich massgeschneiderte Trainingsprogramm. Im Stadion zurück absolvierte ich nach einigen Stretchübungen und Allongements noch ein Bauchkräftigungsprogramm. Wie jeden Tag nach dem Training ein 40 minütiger Fussmarsch zurück, das ist die Basis für unser hartes Training. Anschliessend Frühstück mit Fladenbrot und Olivenöl.

Am Nachmittag laufen wir ca. 25’ locker ein. Dann steht zum zweiten Mal „marokkanische Laufschule“ auf dem Programm. Hoffentlich gibt das nicht wieder diesen unerträglichen Muskelkater wie beim ersten Mal. Das Training ist hart und scheint nicht zu enden. Die Übungen werden wiederholt bis zum Umfallen. Das reine Laufschulprogramm dauert 55 min. Das Training soll den Laufschritt kräftigen und die Schrittlänge verlängern. Zusammen mit Abersac gibt’s nach ein paar Allongements noch 3 x 400m auf der Bahn, dies in 72  bis 69’’. Meine Beine sind schwer aber ich habe den Rhythmus schnell und kann Abersac beim letzten leicht distanzieren. Aziz ist mit meinem Trainingsfleiss und der Qualität sehr zu frieden. Mittlerweile ist auch noch „Ftah“, mein zweiter Trainingspartner eingetroffen. Er musste erst seine Verletzung ein paar Tage auskurieren, die er bei einem Crosslauf in Marrakesch zugezogen hatte. Bei diesem bekannten Lauf (an dem auch schon El Guerrouj und Bekele teilgenommen haben) wurde er guter 5ter.

Heute sind wir viel zu Hause und erholen uns. Für einmal wird am TV nicht gezappt und wir schauen uns den Klassiker „Congo“ an. Dabei kann ich Ftah etwas besser kennen lernen.

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Teil 6 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

24.12.2007 

Zu viert laufen wir heute in einer neuen Gegend herum, nördlich der Stadt. Entlang von Wasserkanälen und bewirtschafteten Feldern und entlang von ansatzweise zu erkennendem Wald. Es wachsen sehr viele Oliven- und Eukalyptusbäume da. Daneben immer wieder Kakteen und dornige Trockengebüsche.

Nach typischem Frühstück mit Kaffee  und Fladenbrot getränkt in Olivenöl, besuchen wir mittags den örtlichen Polizeiposten. Als einziger „Weisser“ und nicht in einem Hotel untergebracht falle ich etwas auf. Um Ärger zu vermeiden wünscht Aziz desshalb, dass ich mich im Polizeiposten offiziell registrieren lasse, auch dass ich bei Aziz untergebracht bin melden wir, als Freund von anderen Wettkämpfen und Trainingspartner. So können wir sämtliche unnötigen Diskussionen im Voraus beilegen. Anschliessend gehen wir wieder gemütlich ins Gartenkaffee bei schönstem Sonnenschein.

Auf dem Mittagstisch steht heute: Gedämpfte Kartoffeln, mit Oliven und Brot, dazu Gurkensalat an Mandarinensauce und zum Dessert frische Äpfel und Mandarinen.

Das zweite Training absolvieren wir standardmässig ab der Sportanlage. Samira hat mit Magenproblemen zu kämpfen und muss viel leiden. Mein Magen scheint jegliches Unkraut verdauen zu können, ich habe nicht die geringsten Verdauungsprobleme. Ich habe sogar schon Hahnenwasser getrunken, welches man als Europäer hier auf keinen Fall tun sollte! Da wir es nicht gewohnt sind. Meine Verdauung und auch der Stuhlgang bleiben normal. Das ist gut so, dann kann ich anständig trainieren!! Nach dem Einlaufen gehen wir auf den Bergpanoramaweg. Da absolvieren wir erst mal ein paar Allongements zum Aufwärmen, dann gibt es Intervalle: 15 x 1min mit kurzen Trabpausen. Abersac und ich laufen sehr zügig, meine Beine fühlen sich toll an, ich kann Abersac problemlos halten. Wir duellieren uns richtig, ist einer mal schneller als der Andere, büsst man dies beim folgenden! Ich habe ein gutes Laufgefühl, toller Rhythmus, so macht’s Spass, Kopf frei und nur noch „Gring abe und seckle….“. Beim Auslaufen finde ich an einem Felsen einen Apterona spec. Sack (für alle nicht Lepidopterologen: dies ist ein Schmetterling, der in einem Säcklein lebt und sich auch dort verpuppt, in der Schweiz gibt es von dieser Familie ca. 58 Arten).

Heute reden wir wieder mal über das mir leide Thema Geld. Noch immer bestehen gewisse Missverständnisse und Ansichtsdifferenzen bezüglich Abgeltung verschiedener Dienstleistungen, die wir ein für allemal zu bereinigen versuchen. Aziz wird mir nun einen Trainingsplan für das Training in Marokko gestalten. Mit dem Tagesgeld das ich bezahle, wird nun auch noch ein Freund von Aziz aus einem Nachbarort anreisen. Er soll mich in den Trainings noch etwas mehr fordern und die Trainingsgruppe verstärken. Er wird das Programm von Aziz umsetzen versuchen. Nachdem dies alles geklärt wurde, können wir uns endlich wieder unsere „Freundschaft“ in den Vordergrund stellen und uns aufs Laufen konzentrieren. Das Trainingsprogramm wird hart, bin ja gespannt. Drei Jahre solches Training und ich sollte 2h 10min laufen können, meint Aziz!

Das Laufen hier in Marokko könnte für mich zu einer neuen Dimension aufsteigen. Im Laufland Nr. 3, hinter Kenia und Äthiopien, baue ich einen neuen Bezug zum Laufen auf. Ich werde versuchen das Training auch später in der Schweiz so umzubauen. Dies sollte mir die Chance bringen, ganz an die Weltspitze im Langdistanz-Berglauf zu laufen und zudem auch Strassenmarathon unter 2h 20min zu laufen. Ich lerne viel über den eigentlichen Spitzensport und die Basis für eine erfolgreiche Zukunft.

Zum Weihnachtsfest lade ich anschliessend alle ein. Wir gehen also wieder in der Bäckerei vorbei und kommen mit noch grösseren Tüten als letztes Mal heraus. Diese lassen wir uns wieder bei Samiras Schwester und Kaffee schmecken. Ach wie gemütlich. Aziz hat Abersac ein paar von meinen Kleidern, die ich in der Schweiz übrig und mitgebracht hatte, gegeben. Er hat viel Freude daran. Er trug im Training gleich das Short und das Shirt getragen und mir gedankt. Er bleibt aber wie immer sehr ruhig und wortkarg. Wir unterhalten uns im Training ausschliesslich mit Gestik, denn Abersac spricht kein einziges Wort französisch.

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Teil 5 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

23.12.2007

Heute stehe ich erst um 10 Uhr auf, hatte ich doch wunderbar geträumt. Schon werde ich gerufen. Frühstück? Ja! Es gibt Fladenbrot, eine Art Omeletten und Grillspiesse mit Leber. Dazu noch Kaffee uns Biskuits (de Maroc, selbst gemacht). Nach wie vor leide ich etwas an der Grippe, wohl am Silvesterlauf eingefangen, und auch den Muskelkater vom letzten Donnerstag spüre ich noch immer!

Mein Zimmer:

Zweieinhalb Seiten sind mit den schon beschriebenen Bänken belegt. Auf der ich schlafe, sitze und auch als Massageliege dient. Im Zimmer befindet sich wie im Wohnraum ein grosser Teppich. Die Schuhe, Sandalen etc. werden immer vor Betreten des Teppichs ausgezogen. In meinem Raum ist auch ein kleiner TV, dies aber Luxus. Ich schaue aber nie TV in meinem Zimmer. Das Zimmer gehört normalerweise Aziz. Für meinen Besuch hat er es jedoch zur Verfügung gestellt. Es hängen einige Bilder von Läufern (z.B. auch Lahcen Ahansal, von Davos bekannt) und Marathon - Laufteilnahmen von Aziz. Er zeigt mir auch ein Fotoalbum. Zu sehen ist auch Aziz an der Seite von Stefano Baldini und einem Kenianer. Wie ich später erfuhr war es aber doch nur eine Fotomontage ;-). Stolz präsentiert er auch Fotos von einem Halbmarathon auf Malta, sein bisher einziger Lauf ausserhalb von Marokko. Auch Haile Gebresielassie ist auf einem Foto zu sehen.

Nachmittags gehen wir zusammen mit Abersac zu viert zum Sportplatz. Nach dem Einlaufen stehen Hügelläufe auf dem Programm. Wir laufen (zwei und zwei) intensiv bergauf auf die umliegenden Hügel querfeldein und jeweils locker wieder runter, immer in eine andere Richtung. Ich fühle mich sehr wohl im Gelände und fordere meinen Trainingspartner immer wieder ein bisschen heraus. Auch Aziz staunt über meine „Geländetauglichkeit“ und meint ich solle meinen Übermut etwas zügeln. Darauf erklärte ich, dass das bei mir normal ist. Ich habe einen sehr kräftigen athletischen Körper, aber ich müsse härter trainieren, meint Aziz. Bergab laufen alle etwas vorsichtig, man könne sonst den Fuss verdrehen. Das hält mich jedoch nicht auf, bei mir gilt: „je schneller desto sicherer!“. Ich klärte ihn dann auf, dass ich in der Schweiz als Spezialist für das Bergablaufen gelte und solche Läufe liebe. Da kann ich bergab selbst mit Weltklasseläufern mithalten, bestimmt! Schwieriges Gelände mit vielen technischen Passagen motivieren mich erst richtig!

Meine Beine sind von Tag zu Tag besser, auch die Gesundheit macht Fortschritte. Während alle in langen Tights laufen, laufe ich nachmittags immer in den kurzen Shorts. Aber schliesslich habe ich auch andere Relationen zu den Temperaturen als Marokkaner. Für mich als Schweizer sind die nachmittags angenehmen Temperaturen von 18 – 20° Grad schon warm, meine Trainingspartner sind jedoch ein anderes Klima gewohnt.

Abends bleibe ich zu Hause in der Familie, mit Fatma, Nsah, Ohmah und Arif. Wir machen Französisch-Italienisch-Deutsch-Arabisch-Sprachkurs. Dies ist für alle sehr amüsant. Ich glaube, dass mich die Familie von Aziz bereits lieb gewonnen hat. Ab und zu kommen Freunde der Familie vorbei und es wird geplaudert. Auch ich gehöre zu Ihrem Gesprächsstoff, so deute ich zumindest ihr Schmunzeln und die Blicke. Gerade bei weiblichen Besuchen, ist dies einfach zu erklären: fast alle Marokkaner träumen von einem besseren Leben in Europa, das weniger Probleme beinhalten soll (da täuschen sie sich jedoch). Und da ist man schnell beim Thema heiraten. Doch keine Angst! Ich bin nach wie vor als Single in die Schweiz zurück gekehrt, ohne Frauen und Kamele ;-) !

Hier in Marokko gibt es sehr wenig zu arbeiten und der Lohn ist sehr schlecht. Das Leben kostet aber doch einiges. So sind sehr viele Leute arm und leben sehr bescheiden. Auch in der Gegend wo ich wohne sind die Leute nicht wirklich wohlhabend. Auch Arif, der Cousin, hat es schon probiert nach Europa zu gelangen. Er hat mir über diese Versuche einige Erlebnisse und Begegnungen mit der Polizei lebhaftig geschildert. Bereits bei der Anfahrt mit dem Taxi nach El Kelaa, hatte der Fahrer dieses Thema aufgegriffen. Der Traum von Europa und einem besseren Leben ist riesig! Hier in Marokko ist man ein Niemand und wird von anderen Ländern kaum wahrgenommen. Zwei Halbbrüder von Arif leben mit seiner Mutter in Italien, sein Neid ist ungebrochen. Ihnen geht es offensichtlich sehr gut und der 11-jährige Sohn ist ein grosses Fussballtalent. Die hier Gebliebenen müssen sich mit „Marokko“ zufrieden geben, so die Worte von Arif. So ist das Sprachbuch Italienisch-Arabisch schon fast die zweite Bibel! Das fehlende Geld kann verheerende Folgen haben. So wurde Arif mal von einem Auto beim Velofahren angefahren. Da er kein Geld hat, konnte er nicht operiert werden und leidet heute noch an den Folgen, das bringt ihn und Freunde immer wieder in Rage. Alles ist sehr einfach und nicht mit unserem westlichen Lebensstil zu vergleichen. Aber doch: das „Handy“ gehört schon zum Alltag, fast jeder hat Eines. Ich habe zwar Geld und lebe in Europa, ob mich das glücklicher macht, als es die Marokkaner sind, bleibe offen. Geld bringt auch viel Stress und Hektik mit.

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Teil 4 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

22.12.2007

Wieder zu Fuss, heute 40 min später, geht’s gleich als erstes zum Training. Vom Center laufen wir heute zu dritt ins Flachland. Entlang von Feldern und Bauernbetrieben. Die Wege sind breit und angenehm zu laufen. Ich fühle immer wohler in den Trainings. Auch die Grippe, die ich in der Schweiz noch aufgefangen hatte, wird von Tag zu Tag etwas besser. Noch sind die Trainings aber mehrheitlich mit tiefem Puls zu laufen. Es gefällt mir hier und beim laufen in dieser neuen Umgebung fühle ich mich ein bisschen wie ein Kenianer bzw. Marokkaner. Ein herrliches Laufgefühl, da weiss ich wieder mal wieso ich ein Läufer bin.

Der Dauerlauf dauert ca. 55 min, anschliessend wie fast immer viel Stretching und Bauchmuskelübungen, dazu noch en paar Allongements. Auf dem Heimweg gehen wir noch gemütlich in einem Gartenrestaurant einen Kaffee trinken und erholen uns vom Training. Dies passiert heute bei schönstem Sonnenschein. Dieser würde uns bis zu meiner Abreise noch begleiten. Unterwegs kaufe ich noch zwei Kilo Mandarinen, ein wichtiger Vitaminlieferant.

Zwischen den Trainings, in den freien Stunden, begleite ich Aziz in die Stadt. Mit seinen besten Freunden ziehen wir um die Häuserecken und plaudern mit allen möglichen Leuten. Überall geht es sehr amüsant zu und her, es wird viel gelacht und diskutiert. Hier und da kann ich auch mit Leuten ein paar Worte auf Französisch austauschen. Dann treten wir in ein Haus ein. Auf dem Dach werden wir schon willkommen geheissen. Hier wohnt der Bruder eines Freundes von Aziz. Er ist gerade fleissig am grillieren. Im Wohnraum sitzt eine Gruppe Militaristen unter der Aufsicht eines Leutnants, und geniesst die Grillspiesschen, offensichtlich auch Bekannte. Gastfreundschaft und Gruppenzugehörigkeit wird hier extrem grossgeschrieben und gepflegt. Man muss alles Essen teilen und jedem Gast etwas anbieten. Wird gegessen, dann sind alle Anwesenden herzlich eingeladen, alles wird geteilt. So essen auch wir grilliertes Fleisch, Salat und Fladenbrot. Auch die Frau, Sohn und die Tochter des Gastgebers essen mit uns. Mit der Zeit lerne ich jetzt auch wer mit wem bekannt und verwandt ist.

Nachmittags gehen wir wieder laufen, heute kommt noch ein weiterer Läufer zu uns, er läuft den Halbmarathon in 1h 10min. Abersac wird auch in den kommenden Tagen sehr oft mit uns trainieren. Nach einem 27’ einlaufen, stehen 5 x 400m und 3 x 200m in moderatem Tempo auf dem Programm. Die Serien laufen wir auf der 400m Bahn von El Kelaa, sie ist durch den feinen Sandbelag (wie ich es von Fotos aus Kenia kenne) jedoch nicht ganz so schnell wie zu Hause in Meilen. Aziz und Samira trainieren zusammen, ich trainiere mit Abersac. So an der Seite eines schnellen Marokkaners mithalten zu können, ist ein tolles Gefühl. Ich versuche meinen Laufstil nach dem Vorbild von Aziz etwas zu korrigieren. Das Laufgefühl stimmt aber und ich habe das Gefühl vorwärts zu kommen! Ich bin überzeugt her in Marokko viel zu lernen um mich wesentlich verbessern zu können. Ich lerne hier eine Beziehung zum Laufsport aufzubauen. Aziz meint mit wenig Arbeit und mehr intensiven Trainings müsste ich in wenigen Wochen meine Muskeln soweit formen können, dass ich den Halbmarathon in 1:08 Std laufen kann!

In strömendem Regen (das war aber bereits das letzte Mal) laufen wir zurück. Der Regen dauert jedoch nur kurz. Auf dem Heimweg besuchen wir noch eine Bäckerei. Dick beladen verlassen wir diesen mit einem Verlust von ca. 6 sFr. Dafür haben wir aber mehr als ein Dutzend feine Gebäcke, Schoggibrötli etc. in unseren Tüten. Bei Kaffee geniessen wir die leckeren Sachen in aller Ruhe bei der Schwester von Samira. Auch ein Sohn und der Mann der Schwester sind anwesend.

Nach dem Nachtessen kommen die Freunde von Aziz vorbei. Nach Gulaschsuppe und Kaffee gehen wir alle zusammen (Aziz, Tarique, Said, Jamal und Ich) in ein türkisches Dampfbad, das genannte „Hamem“ um uns zu erholen und unsere Körper zu reinigen. Es wird viel gelacht und ich bin längst auch als ein Freund akzeptiert. Auch in der Familie von Aziz kann ich mich gut verständigen (mit Zeichen und Gestik) und auch mal mit ein paar Spässen die Familie unterhalten. An diesem Abend wir es gegen 12 Uhr bis ich mich in den Schlafsack zurück ziehe. Morgen darf ich ja ausschlafen.

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Teil 3 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

vom 20. Dezember 2007 bis 3. Januar 2008

21.12.2007 

Auf dem typischen marokkanischen Bett mit Schweizer Schlafsack konnte ich sehr gut schlafen und habe wunderbar geträumt. Tagwache war um 6.15 Uhr, geweckt von Aziz. Noch im Halbschlaf ziehe ich den Trainingsanzug über und zu Fuss geht es wieder zu Samira. Gemeinsam laufen wir wie tags zuvor zum Sportcenter. Alle Trainings, bis auf einzelne Ausnahmen, haben Start und Ziel bei der Sportanlage. Jedes Mal nehmen wir zum Sportcenter, das ausserhalb der Stadt liegt, einen anderen Weg. Das glaubte ich zumindest. Ich habe jedoch das Gefühl wir machen jedes Mal einen grösseren Bogen um das Stadtzentrum und wählen nicht den direktesten Weg. Immer wieder rechts, dann links. Ein paar Hauptstrassen erkenne ich mittlerweile, aber die Orientierung finde ich noch nicht. Für mich sieht alles gleich aus.

Bis wir im Sportcenter sind ist es 7.15 Uhr. Wir marschieren fast mehr Zeit als wir schliesslich trainieren. Auf dem Programm steht ein gemütlicher Dauerlauf à exakt 30 min. Anschliessend wird gestretcht, ein paar Laufschulübungen und lockere Sprints, so genannte „Allongements“. Anschliessend marschierend wieder nach Hause.

Heute ist viel los in der Stadt: Das „Fête des Moutons“ (Fest der Schafe) ist in vollem Gange. Gestern waren schon überall Schafe zu sehen und gehandelt worden. Diese werden heute geköpft und in den nächsten Tagen als Hauptnahrung gespiesen. Praktisch jede Familie kauft sich so ein Schaf. Bei unserer Rückkehr ist gerade das Gebet fertig. Die Predigten sind in der ganzen via Lautsprecher hörbar. Die ganze Stadt ist heute zu Fuss unterwegs. Die meisten tragen den in dieser Region typischen langen Anzug mit Zipfelkaputzen. Als Schuhe werden eine Art Zockel mit spitzauslaufendem Vorderende getragen. Da die meisten Kleider dunkle Anzüge tragen, sieht es für mich so aus, als ob ich mitten im Ku-Klux-Klan Hauptquartier gelandet wäre. Doch diese Kleidung ist sehr traditionell. Er wird sowohl von den Männern wie auch von den Frauen getragen. Da wir zu dritt im Sportanzug marschieren, richten sich viele Augen etwas neugierig zu uns. Besonders ich, da ich offensichtlich wirklich der einzige Hellhäutige bzw. „Tourist“ in der Stadt bin. Ansonsten ist die Stadtbevölkerung rein marokkanisch.

Nachmittags absolvieren wir ein erstes Training in der Hügelzone, die Laufstrecke dennoch mehrheitlich flach. Die Strecke ist superschön, mit viel Fernsicht. Ich spüre einen intensiven Muskelkater vom Vortag. Zudem hatten wir bei Aziz erst kurz vor dem Training noch gegessen, das ich nicht so schnell verdauen konnte. Wir laufen in strömendem Regen. Dies sollte jedoch das Einzige Mal während meines Aufenthaltes sein. Na egal, die Landschaft ist dafür an diesem Tag eins A. Anschliessend duschen wir im Sportcenter. Zu Hause gibt es keine. Nach Hause fahren wir heute ausnahmsweise mit dem Taxi, da es immer noch regnet, ein Taxi zu finden war jedoch nicht ganz einfach. Viele Taxis fahren am Tag des Schafsfestes nicht, dabei würden jetzt doch alle mit dem Taxi fahren da es regnet und die Chauffeure könnten ein gutes Geschäft machen!

Ich lerne heute viele Leute kennen, alle sind sehr nett und gastfreundlich. Leider sprechen fast alle Einwohner nur arabisch, nur die wenigsten können ein wenig französisch. Mit den wenigen Worten auf französisch und sehr viel Zeichensprache, werde ich aber doch von allen willkommen geheissen und akzeptiert sowie in die Gespräche miteinbezogen. Ganz dem Motto nach: „Deine Freunde sind auch meine Freunde“. Abends wird mit der ganzen Familie zusammen gegessen: Aziz, seine Schwester Nsah, zwei Cousins und seine Mutter Fatma.au

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Teil 2 

Trainingslager in El Kelaa des Sraghna – Marokko

Vom 20. Dezember 2007 bis 3. Januar 2008

20.12.2007

Frühmorgens um 02:45 Uhr aufstehen! Uuaaaaaah! Dann ging’s mit dem Auto von Wald nach Basel. Immerhin hat’s dann keinen Strassenverkehr. Um 6:40 Uhr war mein Flug von Basel-Mulhouse nach Marrakesch in Marokko mit EasyJet.

Während bei meiner Abfahrt in Wald frühmorgens minus 7° Grad auf dem Thermometer stand, waren die Temperaturen auf dem afrikanischen Kontinent sehr angenehm: +17° Grad beim Aussteigen aus dem Flugzeug. So hatte ich mir doch das vorgestellt ;-).

Bei diesen besten Temperaturen zum Trainieren geht’s mit dem Taxi erst mal mitten in die Stadt hinein zum Busbahnhof. Da gerade alle mit den Vorbereitungen des „Festes des Schafes“ vom folgenden Tag beschäftigt sind, ist es nicht ganz einfach ein Taxi zu finden, die Sammeltaxis fahren schon gar nicht (angeblich!!).

Die Fahrt von Marrakesch zu meinem Zielort El Kelaa des Sraghna dauert 1h 10’. Die Strassen sind zweispurig, aber gefahren wird vierspurig und dazu noch Velofahrer, Töffs etc. Da bin ich froh nicht selbst am Steuer sitzen zu müssen. Die Hupe wird noch öfters benutzt als in Italien oder anderswo. Unglaublich. Die Gegend ist ziemlich flach und karg, in weiter Ferne erhebt sich das Atlas-Gebirge, doch die Sicht ist nicht sehr gut.

Bis hierhin hatte ich es also geschafft, doch wo finde ich nun meine Klubkollegin Samira, die mir diese Reise erst möglich gemacht hatte und der ich zu grossem Dank verpflichtet bin. Sie sollte in dieser Stadt mit Aziz, bei dem ich wohnen dürfen sollte, auf mich warten. Ich glaubte eigentlich, dass die Stadt nicht allzu gross ist. Wir verabredeten uns beim Taxiplatz der Sammeltaxis nach Marrakesch. Mein Fahrer hatte jedoch keine Ahnung wo das ist und ich auch nicht. Und die Stadt war doch etwas grösser als annahm. Ich stieg dann also am Stadtrand, wo sich einige Taxis befanden, aus und wartete. In der Stadt mit 120'000 Einwohnern war ich offensichtlich der Einzige „Weisse“, jeder der vorbeikam schaute mich mit grossen Augen neugierig an und tausend ???? schienen ihm durch den Kopf zu gehen. Wo bin ich hier nur gelandet?! Und wo finde ich Samira? Finde ich die überhaupt? Meine SMS bleiben unbeantwortet.

Doch dann finden wir uns doch. Mit einem Stadttaxi geht’s dann durch viele kleine und grosse Strassen zur Schwester von Samira. Ich werde herzlich von allen begrüsst, die Leute sind mir eigentlich von Beginn weg sehr sympathisch. Ein erster Bann scheint zu brechen. Hier besprechen wir bei Tee und einem typisch marokkanischen Mahl alle Details.

Erste Kultureindrücke prasseln auf mich ein. Der Raum in dem wir sitzen ist typisch marokkanisch: Drei Sitzbänke sind u-förmig angeordnet und mit schönen Überzügen und Kissen versehen. In der Mitte steht ein Tisch auf einem grossen Teppich, der niemals mit Schuhen betreten wird. Diese werden immer vor dem Teppich ausgezogen und da deponiert. Zur Begrüssung wird die Hand gereicht und abschliessend auf die Brust gelegt,  zum Zeichen der Wohlgesinnung?. Das Essen ist wunderbar. Viel gedämpftes Gemüse, Fleisch und Brot. Zum Essen wird ein Löffel benutzt, meist jedoch isst man alles mit der Hand. Zum Dessert gibt’s frische Mandarinen, lecker, viel besser als in Europa. Diese hier stammen auch direkt vom Mandarinen-Baum. Dazu gibt’s feinschmeckenden marokkanischen Tee, gut gesüsst, den ich sehr mag.

Zu Fuss geht es weiter zum Haus der Familie von Aziz (Abdelaaziz Hadri), einem 2 Std 18min Läufer. Mitten in den engen Gassen eines Wohnquartiers betreten wir eine Tür. Hier werde ich von der Familie von Aziz herzlich willkommen geheissen. Wenig später ziehe ich mir bereits den Trainingsanzug über und mit Laufschuhen ausgerüstet marschieren wir wieder zurück zu Samira. Zu Fuss marschieren wir anschliessend zum Sportcenter. Von dort absolvieren wir einen 30’ Dauerlauf zum Aufwärmen. Danach Laufschule und 20’ intensive Lauf-Sprungschule. Die Laufschule ist sehr intensiv, kraftmässig habe ich noch etwas Defizite festzustellen, in koordinativen Belangen kann ich aber mithalten. Ich lerne bereits in den ersten Minuten einiges vom marokkanischen Spitzenathleten. Er stellt bald fest, dass auch ich einiges Potential zum Spitzathleten haben soll. Meine Technik beeindruckt ihn schon von Beginn weg. Aber die Sprungschule zeigt grosse Defizite im Kraft- und Stabilisationsbereich, es fehlt mir noch die Übung. Ich habe noch viel zu Arbeiten bis zur WM! Ich bin überzeugt in diesen 2 Wochen viel zu lernen und mit einer wesentlich besseren Form nach Hause zu kommen. Aziz meint gar, dass ich mit gutem Training bereits in diesem Jahr den Strassenmarathon in 2h 21’ laufen könnte!

Wieder zurück in der Wohnung der Familie Hadri erholen wir uns bei bestem marokkanischen Kaffee, von dem ich in den nächsten Wochen nie genug bekommen sollte! Könnte ich doch gleich drei Liter in einer Stunde trinken, so lecker ist dieser.

Das Klima hier ist sehr trocken, dafür sehr sonnig und angenehm warm!

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Teil 1 

Nach einer 2 monatigen Zwangspause hat das Training am 4. November 07 wieder begonnen. Mein Ziel: Langdistanz – Berglauf WM 2008 in England am 27. April.

Nach einer ersten Trainingsphase, startete ich am Zürcher Silvesterlauf. Der Lauf war für mich ein erster Test, auf dem langen harten Weg bis nach England. Denn da möchte ich nach der Enttäuschung im 2007 wieder in die Top Ten. Den Start in Zürich musste ich beinahe absagen. Eine Muskelverletzung in der rechten Wade bereitet mir grosse Sorgen. Auf Anraten meines Physio und Masseurs verzichtete ich während vier Tagen auf jegliche sportliche Betätigung und versuchte mit massieren, salben und wellnessen die Beschwerden auszukurieren. Dies war die richtige Entscheidung. Denn die Verletzung konnte ich so tatsächlich heilen und praktisch ohne Schmerzen in Zürich laufen und auch das folgende Trainingslager war nicht mehr gefährdet.

Infolge dieser Pause konnte ich aber erst am Tag vor dem Silvesterlauf wieder ein Lauftraining machen. Am Sonntag gelang mir in Zürich im Rahmen des Elitelaufes, da ich vom OK eingeladen war, dann ein ansprechendes Ergebnis. Die Beine fühlten sich hervorragend an, sehr locker, ausgeruht, und ich konnte wieder wunderbar rollen. Aber der super schnelle Rhythmus des Stadtlaufes war noch etwas zu viel für mich. Auch die in den letzten Tagen deutlich kühleren Temperaturen war ich durch die Zwangspause nicht mehr gewohnt. Dies hat eine noch bessere Klassierung verunmöglicht. Aber einige starke Gegner konnte ich doch schlagen! 

Wichtiger war, dass mein Körper für weitere Belastungen wieder bereit war. Denn bis zur WM stehen noch drei Trainingslager à total 7 Wochen auf dem Programm!!

Marokko (20.12.2007 – 03.01.2008)
Kanarische Inseln (09. – 23.02.2008)

Tossa de Mar / ESP (15.03. – 05.04.2008)

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